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GRIECHEN UND LIBYER
politische und kulturelle Beziehungen und Wechselwirkungen
Im Hauptseminar: "Kyrene - ein Vorposten griechischer Zivilisation"
bei: Prof. Dr. A. Jähne - erstellt von: Kristian Büsch
Ein Wort in eigener SacheDie hier vorliegende Arbeit stammt aus dem Jahre 1995. Sie entstand im Rahmen eines Hauptseminars über die griechische Kolonie Kyrene. Die Idee dieser Arbeit war, ausschließlich anhand von Quellen herauszufinden, wer seinerzeit in der Nachbarschaft der Griechen gelebt hat und was aus der einheimischen Bevölkerung im weiteren Verlaufe der griechischen Kolonisation geschah. Ich habe dabei bewußt auf Literatur zu diesem Thema verzichtet, um wirklich unbefangen an diesen Versuch herangehen zu können. Die dazugehörige Karte, ist leider den Weg alles Irdischen gegangen. Eigentlich war sie das finale Ziel und Ergebnis meiner Beschäftigung.
Vieles würde ich heute anders schreiben. Trotzdem möchte ich diese Arbeit allen Interessierten zugänglich machen. Gedacht ist es als Anregung, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Für weitere Anregungen und auch Kritik bin ich empfänglich und dankbar.
Berlin im Januar 2000
Inhaltsverzeichnis
II. Die indigene Bevölkerung Libyens in den Quellen
II.3 Mögliche Ursachen für Diskrepanzen in der Darstellung
II.4 Gemeinsamkeiten in der Darstellung
II.5 Der Sonderfall: Die Lotos - Fresser
III. Politische Beziehungen und kulturelle Wechselwirkungen
III.1 Die Beziehungen zu den direkten Nachbarn
III.3 Kulturelle Wechselwirkungen
IV.1 Definitionen von Formen des Nomadismus
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der indigenen Bevölkerung Libyens und möglichen kulturellen Wechselwirkungen zwischen den Libyern und den dort siedelnden Griechen. Hauptquelle dazu ist Herodot. Er hat im IV. Buch 168-198 eine sehr umfangreiche Darstellung des Landes, der indigenen Bevölkerung Nordafrikas und vor allem deren kultureller Eigenarten geliefert. Inwieweit Herodot als Quelle zu dieser Region tatsächlich glaubhaft ist, wird zu erörtern sein. Das ist nicht das einzige Problem. Herodot bemerkt in IV,181: "Damit wären die Libyer an der Küste aufgezählt, allesamt Nomaden, ..." Unabhängig davon, wie eng die Bezeichnung "Nomaden" bei Herodot zu verstehen ist, deutet sich hier die Schwierigkeit an. Nomadische Völker [1] sind nicht sehr archäologenfreundlich. Sie hinterlassen kaum faßbare Siedlungsschichten, geschweige denn eigene schriftliche Aufzeichnungen. Das bedeutet, dass ausschließlich die Aussagen der antiken griechischen und römischen Autoren als Quellen verfügbar sind. Daneben ist es notwendig, die aktuelle Arbeiten von Ethnologen heranzuziehen. Der Komplex der Nomadenvölker birgt seine spezifischen Probleme. Der Forschungsgegenstand und das Problem Nomaden werden immer noch sehr kontrovers diskutiert. Doch dazu später.
Der Vergleich zwischen den Aussagen Herodots und späteren Autoren wie Strabon, G. Plinius Secundus, Diodor und Anderen soll eines der Anliegen dieser Arbeit sein. Die Sicht der Autoren auf nomadische Völker ist recht unterschiedlich. Oft werden sie als sehr kriegerisch beschrieben. Herodot erscheinen ihre Lebensgewohnheiten gelegentlich "exotisch", Pompeius Trogus [2] vermerkt nicht ohne Respekt: "... Diese Anspruchslosigkeit ihrer Lebensart ist auch der Grund ihrer Rechtschaffenheit, denn sie sind nicht begehrlich nach fremdem Gut; ... Ach wenn alle übrigen Sterblichen ebenso mäßig wären und sich von fremdem Besitz fernhielten! ... daß jenen Leuten die schlichte Natur das schenkt, was die Griechen selbst durch lange Lehre der Weisen und durch die Gebote der Philosophen nicht erlangen können, sondern daß vielmehr ihre hochkultivierte Sitte im Vergleich mit diesem kulturlosen Barbarenvolk den kürzeren zieht. ..." [3] Nun denn.
Die indigene Bevölkerung Libyens in den Quellen
Die Libyer bei Herodot
Herodot zählt von Ägypten aus verschiedene Stämme der Küstenregion Libyens auf, die nördlich des "Libyens der wilden Tiere" leben. Als erstes Land nach den Ägyptern nennt er das Land der Adyrmachiden, das bis zum Hafen Plynos reicht. Daran stoßen die Giligamen bis hin zur Insel Aphrodisias. Auf ihrem Territorium liegen auch der Hafen Menelaos und Aziris und vor der Küste die Insel Platea. Damit wären es die Giligamen gewesen, auf die die von Thera ausgesandten Kolonisten seinerzeit gestoßen waren. "... Battos und seine Leute ... ließen sich in Libyen selber nieder, an einem Ort der Insel gegenüber, der den Namen Aziris trug, ... " [4] Herodot zählt weiter auf: " An die Giligamen stoßen westlich die Asbysten. Die wohnen oberhalb von Kyrene. ... An die Asbysten stoßen westlich die Auschisen. Die wohnen oberhalb von Barke, und sie reichen ans Meer bei der Stadt Euhesperides. Mitten im Land der Auschisen wohnen die Bakaler, ein kleines Volk, die reichen ans Meer bei Taucheira, einer Stadt im Gebiet von Barke; ..." [5] Darauf folgen im Westen die Nasamonen, die Psyller (die untergingen, worauf die Nasamonen das Gebiet besetzten), die Maken, Gindanen, Lotophagen, Machlyer und die Auseer. Südlich von den Nasamonen, im "Land der wilden Tiere", kannte Herodot noch die Garamanten und die Troglodyten. Außerdem wohnten wahrscheinlich um die Oase Siwa herum die Ammonier, zehn Tage östlich des Atlas die Ataranten und schließlich im Gebiet des Atlas selbst die Atlanten. [6] Die Völker an der Küste bezeichnet er " ... allesamt (als) Nomaden ..." [7]
Spätere QuellenPlinius berichtet: "Das Ägypten benachbarte Gebiet, das folgt heißt Libya Mareotis. Die Marmariden und Adyrmachiden bewohnen es, weiterhin die Mareoten. ..." [8] Dagegen liest man bei Strabon: "... die die nahe dem Meer wohnen noch bis hin zu den Ägyptern und bis zur Kyrenaika und der Syrte: Psyller, Nasamonen und Teile der Gaetuler und Asbysten und Byzantiner, ..." [9] Die Adyrmachiden tauchen bei ihm gar nicht auf. Ebensowenig finden sich außer bei Herodot in den Quellen Auseer, Gindanen, Machlyer, Giligamen, und Bakaler. Späteren Quellen widersprechen Herodot also gerade in der unmittelbaren Umgebung Kyrenes und der Kyrenaika. Die Bakaler, die Herodot um die Stadt Barke plazierte, die Auschisen im Gebiet von Euhesperides und die Giligamen, die Nachbarn der Kyrenaier, finden sich weder bei Plinius noch bei Strabon wieder. Lediglich Diodor erwähnt in III,49 die Auschisen im Westen Libyens. Die nach Herodots Aussage durch die Präsenz der Griechen vom Meer abgeschnittenen Asbysten werden immerhin noch bei Plinius und Strabon erwähnt, sie zu lokalisieren, fällt aber schwer. Immerhin spricht nichts dagegen, sie weiterhin im Gebiet südlich der Kyrenaika anzusetzen, allerdings scheint es nach der Beschreibung Strabons wahrscheinlicher, dass er sie im Küstenstreifen zwischen Kyrene und Ägypten wähnte. Dem widerspricht wiederum der Bericht Diodors, der dort die Marmariden lokalisierte (kannte Herodot nicht), die Asbysten aber nicht erwähnt. Auch Plinius verlegte die Marmariden in den Küstenstreifen. Noch an anderer Stelle zeigen sich Unterschiede. So tauchen Masylier und Masaesylier zwar bei Herodot nicht auf, dagegen aber z.B. bei Strabon und Polybios [10] .
Mögliche Ursachen für Diskrepanzen in der DarstellungDie Aufzählung ließe sich fortsetzen. Der Kurs ist klar. Die Unterschiede sind beträchtlich. Woran das liegt scheint naheliegend. Die Gegebenheiten haben sich mit der Zeit einfach geändert. Gerade die nähere Umgebung der Kyrenaika dürfte den Griechen bestens bekannt gewesen sein. Es fällt also schwer zu glauben, dass Plinius und Strabon hier gleich mehrere Völker übersehen haben. [11] Zumal Strabon (64/63 AC - nach 23 AD) zumindest in Ägypten, Plinius (23/24 AD-24.8.79 AD) nachgewiesen in Afrika war [12] . Bei Herodot (484 AC? - gest. in den ersten Jahren des Peloponnesischen Krieges 431-404) ist die Situation etwas anders. Es ist keineswegs sicher, dass er wirklich in Afrika war. Zumindest weist sein zweites Buch gravierende Mängel auf. Bei der Beschreibung Ägyptens unterlaufen ihm doch eklatante Fehler. Es fällt schwer zu glauben, dass er Ägypten aus eigener Erfahrung kennt. "Die Kolcher sind nämlich offensichtlich Ägypter, ... Ich meinerseits folgerte dies daraus, dass sie eine dunkle Haut haben und gewellte Haare [13] ..." [14] Diese Beschreibung paßt wohl eher auf einen Äthiopen. Auch seine Beschreibung der Pyramiden ist interessant. "... So stehts mit dem einen Gebirge, das andere aber zieht sich an der libyschen Seite Ägyptens hin, auch felsig - in ihm liegen die Pyramiden -, aber von Sand überschüttet, ..." [15] "... Aus diesen Steinen, sagten sie, sei die Pyramide gebaut, die in der Mitte steht von den dreien, vor der großen Pyramide, ..." [16] Daß die Pyramiden nicht im Gebirge stehen, davon kann man sich leicht überzeugen. Aber auch seine Beschreibung der Pyramide der Tochter des Cheops ist falsch. Offensichtlich stellte Herodot sich die Pyramiden als in Dreiecksformation stehend vor. Wäre er tatsächlich dort gewesen, wäre ihm diese Fehler wohl nicht unterlaufen. Was heißt das für seine Beschreibung Libyens? Nun – es ist wohl unwahrscheinlich, dass Herodot Libyen bereist hat soll und ausgerechnet Ägypten ausgelassen hat [17] . Näher liegt doch, dass er seine Informationen über Libyen von Gewährsmännern hatte bzw. von anderen Autoren abschrieb. Das muß seine Leistung nicht schmälern. Es erklärt gewisse Diskrepanzen. Folgt man der Argumentation könnte es sich einfach um Übermittlungsfehler handeln. Schließlich gilt er gewöhnlich den Historikern als guter Gewährsmann. Schließlich nennt man ihn nicht umsonst den "Vater der Geschichte".
Trotzdem – im Falle Libyen ist der Augenzeugen glaubhafter als Herodot. Natürlich hat sich in den 400 bzw. 500 Jahren, die zwischen Herodot und Strabon bzw. Plinius liegen, auch vieles verändert. [18] Um auf die Bemerkung zurückzukommen, dass gerade die nähere Umgebung Kyrenes den Griechen bestens vertraut gewesen sein dürfte, so soll nicht vergessen werden, dass natürlich dieses Gebiet am stärksten dem griechischem Einfluß unterlag. Daß dieser Einfluß der Hochkultur der Griechen immer zum Besten der indigenen Bevölkerung war, darf bezweifelt werden. Verwiesen sei z.B. auf die Stelle bei Thukydides "Der Peloponnesische Krieg" VII, 50: "... Sie (Schwerbewaffnete, die im Frühjahr vom Peloponnes in den Lastkähnen abgegangen waren) waren nämlich nach Libyen verschlagen worden, wo ihnen die Kyrenaier 2 Trieren und Lotsen mitgegeben hatten; auf der Weiterfahrt hatten sie den von den Libyern belagerten Euesperiten geholfen und die Libyer besiegt; von dort waren sie nach Nea Polis ...“ Nach Herodots Darstellung wären es wohl die Auschisen gewesen, von denen Thukydides hier berichtete. Der Sieg der Griechen könnte die Auschisen durchaus derart geschwächt haben, dass sie als eigener Stamm nicht mehr lebensfähig waren und sich einem anderen Stamm z.B. den benachbarten Nasamonen anschließen mußten. Das erklärt dann natürlich ihr Fehlen bei Plinius und Strabon. Warum sie bei Diodor auftauchen ist verwunderlich, aber vielleicht daraus zu erklären, dass sich Diodor hier in einer älteren Quelle informiert haben könnte. Immerhin ist er "... als Geschichtsquelle nur so viel wert ... wie seine jeweilige Vorlage, ..." [19] .
Gemeinsamkeiten in der DarstellungGenauso auffallend, wie die beschriebenen Unterschiede in der unmittelbaren Umgebung der Griechen, sind die Gemeinsamkeiten in der Beschreibung der Libyer, die einem direkten Einfluß der griechischen Kultur in geringerem Maße ausgesetzt gewesen sein dürften. Beispiel dafür sind die Garamanten und Nasamonen. Die Nasamonen bewohnten das Küstengebiet der Syrten, das für die Griechen von geringem Interesse war, weil es für Schiffe nur unter größten Gefahren zu erreichen war. Strabon schrieb dazu: "... Die Schwierigkeit mit beiden, dieser Syrte (der Großen) und der Kleinen Syrte, ist, dass an vielen Stellen das tiefe Wasser Untiefen enthält, und das Ergebnis ist, dass bei Ebbe und beim Gezeitenwechsel Segler in diese Untiefen geraten und dort festsitzen, und daß ein Schiff unbeschadet entkommt, ist selten. Das ist die Erklärung dafür, dass die Segler auf Distanz bleiben, wenn sie an der Küste entlang reisen, und sorgen so vor, dass sie nicht vom Kurs abkommen und vom Wind in diese Golfs abgetrieben werden. ... dann kommt man zu einem anderen Platz, Charax genannt, ... danach nach Automala, einer Festung, die eine Garnison besaß und im tiefsten Winkel des ganzen Golfs lag. ... Der Rest der Küste von hier zur Stadt Berenice ist 1500 Stadien lang. Im Landesinnern, oberhalb erstreckt sich die Küste, noch bis hin zu den Altären der Philaener, liegt das Land der Nasamonen, wie sie genannt werden, einem libyschen Stamm. In dem Bereich dazwischen sind nur einige Häfen; und die Wasserstellen machen Angst." [20] Auch Plinius lokalisierte die Nasamonen dort. "... und schon an der Küste der Syrte die Nasamonen, welche die Griechen nach der Bezeichnung der Gegend früher Mesammonen nannten, da sie sich mitten zwischen den Sandwüsten befanden." [21] Damit befanden sie sich in Übereinstimmung mit Herodot, der über die Nasamonen schrieb: "...An diese Auschisen stoßen westlich die Nasamonen, die ein großes Volk sind." [22] Seinem Bericht folgend wäre dies das Küstengebiet der Großen Syrte. Lediglich Diodor war anderer Meinung: "...Das Gebiet um Kyrene und die Syrten, dazu das Innere des Landes dort bewohnen vier libysche Stämme . Von ihnen leben die Nasamonen in den südlichsten Regionen, ..." [23] Über den jeweiligen Wert Diodors als Quelle ist schon an anderer Stelle geschrieben worden. Mit Herodot stimmt er höchstens in einem Punkt überein: "... Sie lassen im Sommer ihre Herden am Meer und gehen ins Innere, nach der Oase Augila, um die Dattelpalmen abzuernten." [24] Da wären sie dann tatsächlich im Süden zu finden gewesen. Das Diodor darauf Bezug nehmen wollte, ist aber doch zu weit hergeholt.
Ähnlich steht es mit den Garamanten. Die Quellen sagen übereinstimmend, dass die Garamanten im Landesinnern südlich der Nasamonen wohnten. Interessant ist lediglich noch die Beschreibung Plinius´: "... Jenseits davon sind Wüsten, dann Thelge, eine Stadt der Garamanten, und ebenso Dedris mit einer Quelle die von Mittag bis Mitternacht mit siedendem und in ebenso vielen Stunden bis Mittag mit eiskaltem Wasser fließt, sowie die sehr berühmte Hauptstadt der Garamanten Garama; ..." [25] Diese Stelle bei Plinius ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zunächst widerspricht Plinius hier der Auffassung, dass es sich bei den Garamanten um Nomaden handelte, zum anderen ähnelt seine Beschreibung der Quelle in Dedris frappierend der der Sonnenquelle des Ammon-Heiligtums in der Oase Siwa. Dazu Herodot: "... Zuerst, von Theben aus zehn Tage Weg, die Ammonier ... Sie haben auch noch etwas anderes, ein Quellwasser, das ist frühmorgens lau, etwas kühler zur Zeit, wenn der Markt voll ist, es wird Mittag, und nun ist es ganz kalt. Dann wässern sie ihre Gärten. Wenn der Tag sich neigt, läßt die Kälte des Wassers nach, bis die Sonne sinkt und das Wasser schon lau ist. Nun wird es wärmer und wärmer bis Mitternacht, da kocht und sprudelt es richtig. Mitternacht geht vorüber, und es kühlt sich ab bis zum Morgengrauen. Mit Namen nennt man diese Quelle Sonnenquelle." [26] Nun gab es entweder mehrere solcher Quellen oder Plinius irrte hier. Jedenfalls sind keine weiteren Hinweise zu finden, dass die Garamanten die Oase Siwa besetzt hielten. Laut Strabon waren es die: "... Marmariden, die über weite Strecken an die Kyrenaika grenzen und sich bis nach Ammon erstrecken." [27] Zu klären ist diese Frage aber nicht mehr.
Der Sonderfall: Die Lotos - FresserBevor dieses Kapitel abgeschlossen werden kann, ist noch auf eine Besonderheit hinzuweisen. Es handelt sich um die sogenannten Lotophagen. Sie scheinen tatsächlich eine besondere Rolle zu spielen, hat doch ihre Beschreibung etwas geradezu Mythisches an sich. Bereits Homer hat ihnen in der Odyssee 9,80-102 einige Verse gewidmet:
"Und neun Tage trieb ich, von wütenden Stürmen geschleudert,
Über das fischdurchschwimmende Meer; am zehnten gelangt’ ich
Hin zu den Lotophagen, die blühende Speise genießen.
Allda stiegen wir an das Gestad’ und schöpften uns Wasser.
Eilend nahmen die Freunde das Mahl bei den rüstigen Schiffen,
Und nachdem wir uns alle mit Trank und Speise gesättigt,
Sandt’ ich einige Männer voran, das Land zu erkunden,
Was für Sterbliche dort die Frucht des Halmes genössen:
Zwei erkorene Freund’, und ein Herold war ihr Begleiter.
Und sie gingen und fanden bald lotophagische Männer.
Die nun taten den Unsrigen nicht das geringste zu leide,
Aber sie gaben den dreien von ihrem Lotos zu essen.
Wer nun die Honigsüße der Lotosfrüchte gekostet,
Dieser dachte nicht mehr an Kundschaft oder an Heimkehr,
Sondern sie dachten, dort bei den lotophagischen Männern
Lotos pflückend zu bleiben und abzusagen der Heimat.
Aber ich zog mit Gewalt die Weinenden wieder ans Ufer,
Warf sie unter die Bänke der Schiffe und band sie mit Seilen.
Drauf befahl ich und trieb die übrigen lieben Gefährten,
Eilend von dannen zu fliehn und sich in die Schiffe zu retten,
Daß mir keiner vom Lotos essend vergäße der Heimat."
Herodot IV,177 vermutete sie östlich des Sees Triton. "Die Küste, die bei diesen Gindanen ins Meer vorspringt, bewohnen die Lotophagen. Die essen nichts als die Frucht des Lotos, und davon leben sie. Die Frucht des Lotos ist an Größe gleich der des Mastixbaumes, an Süße aber der Dattel sehr ähnlich. Aus dieser Frucht machen die Lotophagen auch Wein." Xenophon III.2.25 bezog sich offenbar auf Homer als er schrieb: "Aber ich fürchte, wenn wir erst einmal gelernt haben, in Muße und Überfluß dahinzuleben ..., wir könnten wie die Lotusesser des Heimweges vergessen.“ Auch Strabon 17.835 vermutete sie später an der "... Kleine(n) Syrte, die auch die Syrte der Lotusesser genannt wird ...“ Dabei zitierte er noch im 1. Buch: "Darüber hinaus fährt Polybios fort, sind da die Fakten über Meninx, [28] die übereinstimmen mit dem, was Homer über die Lotusesser sagt. Und wenn dort ein paar Kleinigkeiten nicht übereinstimmen, müssen wir das den Veränderungen die die Zeit mit sich bringt zuschreiben, oder der Unwissenheit, oder wir müssen sie der Poesie erlauben - die sich aus Geschichte, rhetorischen Kompositionen und Mythologie zusammensetzt.“ [29] Scheinbar etwas skeptisch beschrieb er die Lotophagen auch: “... einige glaubten ... die Leute, die hinter den Marusiern in der Nachbarschaft der westlichen Äthiopier leben werden Lotusesser genannt, weil sie sich von Lotus ernähren (einer Art Pflanze und Wurzel) und sie brauchen nicht zu trinken, ja ohne auch nur etwas zu haben, seit in ihrem ganzen Land kein Wasser ist, obwohl es sich so weit erstreckt wie die Region von Kyrene ...“ [30] Im XVII. Buch kam er mit dem Verweis auf Artemidorus noch einmal auf das Thema zurück: " ... So, argumentiert Artemidorus, wie kann das sein in einer trockenen und verbrannten Gegend. Er selber aber gibt eine Erklärung, die viel wertvoller ist, er erzählt eine Geschichte von gewissen Einwanderern, Lotophagen, die durch das wasserlose Land irren und sich von Lotus ernähren, einer Art von Pflanzen und Wurzeln, durch die, wenn man sie ißt, man kein Wasser braucht ...“ [31] . Diese Beschreibung ist ohne Zweifel interessant. Es gibt aber ein kleines Problem. Lotos wächst nur in! stehenden oder langsam fließenden Gewässern und ist eine ausgesprochene Süßwasserpflanze [32] . In der beschriebenen Gegend müßten die Lotophagen also, unabhängig davon ob sie Wasser zum Leben brauchen, verhungern. Ob Lotos im See Triton wächst, ist so schwer zu sagen. Im Prinzip spricht wohl nichts dagegen, es sei denn er wäre salzig. [33] Wie bereits bei Strabon erwähnt, beschäftigte sich auch Polybios sich mit dem Thema Lotophagen. "Im folgenden Sommer liefen die neuen Konsuln Cn. Servilius und C. Sempronius mit der gesamten Flotte aus, fuhren nach Sizilien hinüber und nahmen von dort Kurs auf Libyen. An der Küste entlangsegelnd nahmen sie sehr viele Landungen vor, ohne dabei etwas Nennenswertes auszurichten, und gelangten so nach der Insel der Lotophagen, die Meninx heißt und nicht weit von der Kleinen Syrte entfernt ist. ...“ [34] Auch lieferte er eine sehr interessante Beschreibung des Lotos und seiner Verwendung: " ... Der Lotos ist ein Baum von geringer Größe, rauh und dornig, mit grünen Blättern, die denen des Rhamnos ähnlich, aber länger (?) und breiter sind. Die Frucht ist anfangs an Farbe und Größe den ausgewachsenen weißen Myrtenbeeren ähnlich, im Wachsen färbt sie sich purpurn und wird so groß wie die runden Oliven; der Kern ist sehr klein. Wenn sie reif geworden sind, werden sie gesammelt, und die für die Sklaven bestimmten stößt man mit Graupen (?) vermischt im Mörser klein und stopft die Masse in Gefäße; für die Freien werden zuerst die Kerne herausgenommen, im übrigen werden die Beeren in der gleichen Weise eingemacht und dann gegessen. Der Geschmack ist ähnlich wie der von Feigen und Datteln, der Geruch besser. Man bereitet auch Wein daraus, indem man die Früchte in Wasser einweicht und zerdrückt. Er ist süß und süffig, ähnlich wie guter Meet, und wird unvermischt getrunken. Er hält sich aber nicht länger als zehn Tage. Deshalb stellt man immer nur kleine Mengen her, je nachdem, wieviel man braucht. Auch Essig wird daraus gemacht.“ [35] Offenbar kannte auch Polybios den Lotos nur vom Hörensagen. Interessant ist hingegen sein Hinweis auf Sklaven bei den Lotophagen. Von Sklavenhaltung bei Nomaden war bis dahin nie die Rede. Und erst recht nicht bei den Lotophagen. Deren Beschreibung bei Homer impliziert eher das Bild von Blumenkindern, die niemandem etwas zuleide tun. Ihre Leidenschaft für den Lotos erinnert an Nektar und Ambrosia die Speise der Götter. War man etwa nur als Grieche willkommen im Reich der Lotos-Fresser? Es ist schwer zu glauben. Das bezieht sich übrigens auf die ganze Geschichte mit den Lotophagen. Die Geschichte von den mitten in der Wüste süchtig-machende Wasserpflanzen fressenden Lotophagen erscheint doch ein ganz klein bißchen komisch. Am Oberlauf des Nils, bei einem in Abgeschiedenheit lebenden Urwaldvölkchen könnte eine solche Geschichte vielleicht noch glaubhaft klingen, in diesem Falle scheint es aber so zu sein, dass Homer der Urahn dieses Volkes ist und alle anderen ihn einfach nicht in Zweifel gezogen haben. Vielleicht stammt die Geschichte tatsächlich aus Ägypten. Homer hätte dann einfach den Ort etwas verändert. Der Tropengürtel dürfte den Griechen noch nicht einmal vom Hörensagen bekannt gewesen sein. Nordafrika dagegen war bekanntes Gebiet. Wiederum dürfte es die endgültige Wahrheit nicht geben.
Politische Beziehungen und kulturelle Wechselwirkungen
Die Beziehungen zu den direkten Nachbarn
Wie anfangs bereits erwähnt, trafen die Kolonisten in Libyen zunächst auf die Giligamen. Diese erste Begegnung scheint auch friedlich verlaufen zu sein. Immerhin boten sie den Griechen an, sie von Aziris aus an einen noch schöneren Ort zu führen. "... Battos und seine Leute ... ließen sich in Libyen selber nieder, an einem Ort der Insel gegenüber, der den Namen Aziris trug, und er ist von sehr schönen Waldgründen an zwei Seiten eingeschlossen, und auf der andern fließt ein Fluß vorbei. Diesen Ort bewohnten sie sechs Jahre. Im siebenten aber boten Libyer ihnen an, sie an eine bessere Stelle zu führen, und gewannen sie dafür, fortzuziehen. Die Libyer ließen sie also von dort aufbrechen und führten sie nach Abend, und am schönsten Platz, damit die Hellenen ihn nicht zu sehen bekämen bei ihrem Zug, führten sie sie nachts vorbei, nachdem sie vorher die Wegstunden überschlagen hatten. Dieser Platz heißt Irasa. Und sie führten sie an eine Quelle, von der es hieß, sie gehöre Apollon, und sprachen: <<Männer aus Hellas, hier ist gut sein, hier nehmt Wohnung. Denn hier hat der Himmel Löcher.>>" [36] Es scheint zunächst so, als ob das Verhältnis von Griechen und Giligamen so gut gewesen ist, dass sich die Giligamen sogar Sorgen um die Zukunft der griechischen Siedlung gemacht haben und sie an einen günstigeren Ort führten. Daß der Ort, an den sie die Griechen führten, optimale Bedingungen für eine griechische Apoikia boten steht angesichts der weiteren Entwicklung Kyrenes außer Frage, ob es aber ein uneigennütziger Freundschaftsdienst war, könnte man durchaus bezweifeln. Nach Herodots späterer Aussage reichte das Land der Giligamen "... bis zur Insel Aphrodisias ..." [37] Nach dem Aufruf des dritten Königs Battos des Glücklichen an alle Griechen, nach Kyrene zu kommen und "... Als nun viel Volks zusammengeströmt war in Kyrene, wurde den umwohnenden Libyern und ihrem König, der Ardikran hieß, viel Land weggeschnitten; ..." [38] Dadurch kam es erstmals zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Bei Irasa kam es zu einem Treffen mit Ardikran und den Ägyptern, denen sich Ardikran mit der Bitte um Hilfe unterworfen hatte. Aus diesem Treffen gingen dem die Kyrenaier siegreich hervor. Nun wäre natürlich zu fragen, zu welchem Volk dieser Ardikran eigentlich gehörte. War es tatsächlich der König der Giligamen, oder war es nicht viel eher der König der Asbysten? Von den Asbysten wissen wir durch Herodot: " An die Giligamen stoßen westlich die Asbysten. Die wohnen oberhalb von Kyrene. Ans Meer reichen die Asbysten nicht, denn die Küste haben die Kyrenaier besetzt. ..." [39] Es hat fast den Anschein, als wenn die Giligamen die Griechen in das Gebiet ihrer Nachbarn führten. Denkbar wäre, dass die Asbysten das regenreiche und immergrüne Gebiet um Kyrene als Sommerweide benutzten (Herodot erwähnt zu den Nasamonen: "... Sie lassen im Sommer ihre Herden am Meer und gehen ins Innere, ..." [40] ). Nun, da sich die Griechen immer mehr ausbreiteten, waren sie von diesen lebensnotwendigen Weidegebieten abgeschnitten. So mußten sie um ihre Herden und damit ihre Existenzgrundlage fürchten. Dies scheint ein triftiger Grund, einen Krieg mit den Griechen vom Zaun zu brechen, selbst um einen zeitweisen Verlust der Freiheit. Genaueres erfährt man bei Herodot leider nicht und es gibt natürlich auch Anhaltspunkte, die gegen diese Vermutung sprechen. Während z.B. die Asbysten auch bei Strabon und Plinius erwähnt werden, finden sich die Giligamen in späteren Quellen nicht wieder. Das könnte natürlich bedeuten, dass sie bei kriegerischen Auseinandersetzungen aufgerieben wurden oder aber als Folge der Schwächung sich einem anderen Stamm angeschlossen haben und in ihm aufgegangen sind. Es bietet sich aber auch noch eine andere Erklärung an. Burchard Brentjes [41] weist in seinem Aufsatz darauf hin, dass im frühen 6. Jahrhundert eine Feuchtperiode begann, durch die sich die Ackerbaugrenze weit nach Süden verschob. Die wahrscheinlich nomadisch lebenden Giligamen könnten also eventuellen Konflikten auch ganz einfach ausgewichen und nach Süden gezogen sein, wo sie dem Augenmerk griechischer Autoren entzogen wären. Denkbar wäre auch, dass sich aus irgendwelchen Gründen der Name geändert hat und sie identisch mit den später hier erwähnten Marmariden sind. Sergej Poljakovs Untersuchungen im Transkaspi-Gebiet zeigen, dass sich dort trotz einer stetigen Entwicklung der Bestattungsriten und des kraniologischen Materials die Stammesbeziehungen im Laufe der Zeit änderten, d.h. alte Stämme zerfielen und neue entstanden. Es gab keinen Bruch, sondern, sanktioniert durch das genealogische Prinzip bei nomadischen Stämmen, einen fließenden Übergang. [42] Etwas ähnliches könnte auch hier geschehen sein.
Wie steht es mit den beiden anderen direkten Nachbarn, den Auschisen oberhalb von Barke und den Bakalern im Gebiet um Taucheira. Auch sie waren dem Druck der griechischen Siedler massiv ausgesetzt und auch sie tauchen in späten Quellen nicht wieder auf. Thukydides berichtete im Peloponnesische Krieg VII, 50: "... Sie (Schwerbewaffnete, die im Frühjahr vom Peloponnes in den Lastkähnen abgegangen waren) waren nämlich nach Libyen verschlagen worden, wo ihnen die Kyrenaier 2 Trieren und Lotsen mitgegeben hatten; auf der Weiterfahrt hatten sie den von den Libyern belagerten Euesperiten geholfen und die Libyer besiegt; ...“ Herodot als einziger Quelle folgend, dürfte das Gebiet um Euhesperides von den Auschisen bewohnt gewesen sein. Durch eine Niederlage gegen die Griechen wären die Auschisen sicherlich aus der fruchtbaren Kyrenaika verdrängt worden, wenn nicht gar völlig untergegangen. Trennt man sich nun zeitweilig von der Aussage, dass es sich bei allen hier lebenden Völkern um Nomaden handelte und wendet seine Aufmerksamkeit kurz Diodor zu, so kann man dort nachlesen: "Von diesen ... Libyern sind jene Ackerbauern, die reiches fruchttragendes Land besitzen, ..." [43] Träfe dies auf die Auschisen zu, die ja in einem ausgesprochen fruchtbaren Land lebten, hätte die Vertreibung also um so mehr katastrophale Folgen, da sie als Ackerbauern in der Wüste nicht überlebensfähig waren. Es ist überflüssig, große Szenarien zu konstruieren. Vielleicht wurden sie besiegt und gemeuchelt, vielleicht versklavt. Tatsache bleibt, zu Zeiten der späten Autoren waren sie schon in die Geschichte eingegangen. Interessant bleibt lediglich die Frage, ob es sich bei den einheimischen Stämmen ausschließlich um Nomaden handelte. Schließlich zeigen einige in der Beschreibung für Nomaden recht untypische Verhaltensweisen. Ansonsten muß man wohl davon ausgehen, dass die Auschisen und Bakaler der Nachbarschaft der Griechen zum Opfer gefallen sind und vielleicht in der Folge im Stamm der Nasamonen oder eines anderen aufgegangen sind.
NomadenEin kleinen Exkurs über Nomaden soll abschließend einige Probleme verdeutlichen. Aristoteles sagte über Nomaden: "Nächst der Ackerbau treibenden Menge ist das beste demokratische Volk ein solches, welches Viehzucht treibt und vom Ertrag seiner Herden lebt; denn diese Beschäftigung steht in vieler Hinsicht dem Ackerbau nahe, und für den Kriegsdienst sind gerade diese Leute am meisten geübt ..." [44] Tatsächlich schien die Gesellschaftsordnung der Nomaden frei zu sein von einer privilegierten Klasse. Ein Beleg dafür fand S. Poljakov bei den von ihm untersuchten mittelalterlichen Grabanlagen. Es gab keine Hinweise auf Sozial- und Klassenunterschiede. Wolfgang König stellt in seinem Aufsatz [45] zwei Unterschiedliche Theorien vor. Danach war die Gesellschaft patriarchalisch - gentil geordnet und die sozial - ökonomischen Grundlagen trugen feudalen Charakter. Er selber favorisiert aber offensichtlich die zweite Variante, wonach die sozial - ökonomischen Verhältnisse ein sehr spezifisches System darstellten, in dem die Familie die zentrale Rolle spielte. Sie war Eigentümer des Hauptproduktionsmittels Vieh. Sie war zwar nicht gesellschaftlich, aber ökonomische selbständig. Mehrere Familien schlossen sich zur Gewährleistung der Sicherheit zu einer Gemeinschaft zusammen. Der Zusammenschluß erfolgte nach verwandtschaftlichen Beziehungen, die aber wohl nur in den untersten Einheiten tatsächlich vorhanden waren. War der Familienverband in Friedenszeiten relativ selbständig, schloß man sich in Kriegszeiten zu großen Einheiten zusammen. Der Verband wurde zu einer militärischen Organisation umgewandelt, mit einer pyramidenförmigen Struktur. Welche Ausmaße so ein Verband annehmen konnte und wie effektiv dieses Prinzip funktionierte, lehrt das Beispiel der Mongolen. Einen wichtigen Punkt gegen die Allgemeingültigkeit dieser Theorie führt Ghaus Ansari [46] an. Er erinnert, dass es Nomaden waren die zwischen 1500 und 1200 AC in den indischen Subkontinent einfielen und die dort ansässigen Hochkulturen in Harappa und Mohanjudaro zerstörten. Und die besaßen eine ganz klare gesellschaftliche Hierarchie. Sie teilten die Gesellschaft in Kasten [47] , ein System, dass bis heute seine Gültigkeit hat. Das widerspricht der These, dass diese lediglich patriarchalisch-gentile Struktur bei Nomaden allgemein gültigen Charakter besitzt. Es galt allerdings hier, wie scheinbar bei allen Nomaden, eine starke Endogamie. Die Begründung war für die Nomaden einfach: Eine blutsverwandte Frau hat mehr Interesse daran, Weideplätze, Brunnen und Vermögen in der Familie zu halten. Die politische Einheit wurde stabilisiert. Die Endogamie war und ist für Frauen obligatorisch, für Männer etwas freier geregelt, sie ist für die erste Eheschließung aber auch für sie festgelegt. Interessant ist die Rolle der Frau in der patriarchalischen Gesellschaft. Sie besitzt einen hohen Anteil an der Wirtschaft und besitzt eine soziale Doppelzugehörigkeit. Auch nach einer Eheschließung bleibt sie im 'ahl des Vaters, also im Familienverband. Sie hat, ist ein Mann für sie gewählt [48] , Möglichkeiten, passiv in die Defensive zu gehen, z.B. indem sie mit ihrem Geliebten davonläuft. Es gilt als unehrenhaft, eine Frau zu heiraten, die einen nicht liebt. Auch gibt es verschiedene Scheidungsgründe. Dazu zählen Vergewaltigung in der Ehe, Impotenz des Mannes, aber auch der Fall, dass sie in der Hochzeitsnacht keinen Gefallen an ihrem Mann findet und es sofort kund tut. Von untergeordneter Bedeutung ist bei der Eheschließung die Aussteuer. Die ist mehr ein Sparstrumpf für die Frau. Wichtiger ist die potentielle Nachkommenschaft. [49]
Die Meinungen und Theorien über Nomaden sind sehr unterschiedlich. Im Altertum glaubte man an eine Drei-Stufen-Hypothese Wildbeuter - Hirte - Bauer. Ob sich generell Viehzucht aus der Jagd und Sammeltätigkeit entwickelt hat, ist heute zumindest umstritten. Eine Reihe von Forschern spricht den Nomaden sogar jegliche Entwicklungsfähigkeit ab. So spricht Frobenius 1904 von der "... berühmtesten aller kulturellen Kümmerformen, der nicht vom Ackerbau begleiteten Viehzucht ..." Dagegen pries Toynbee 1949 das Nomadenleben als "... Triumph menschlicher Geschicklichkeit ...", das einen "... rigoros hohen Stand von Charakter und Verhalten ..." fordere. [50] Es ist an dieser Stell nicht zu entscheiden, wer hier den Nagel auf den Kopf trifft. Unbestrittene Tatsache ist, dass Nomaden in Gebieten überleben, die ansonsten menschlicher Bewirtschaftung vorenthalten wären. Sie haben sich den natürlichen Gegebenheiten optimal angepaßt und Jahrtausende lang überlebt. Zu dieser Anpassung gehört auch, dass sie entweder selber Ackerbau betrieben, oder sich durch seßhafte Nachbarn mit vegetabilischer Kost versorgten. Das ist notwendig, da bei einer ausschließlichen Ernährung von Fleisch und Milch, Mangelerscheinungen auftreten. Ob dieser Kontakt zu den Seßhaften in Form von Handel stattfand, oder ob die Nomaden einfach ihre militärische Überlegenheit ausspielten, wird gewechselt haben. Hier dürfte auch einer der Gründe zu suchen sein, warum Nomaden in der Geschichte immer als äußerst kriegerisch beschrieben wurden. Noch ein anderer Faktor mag dazu beigetragen haben. Der Viehraub hat bei Nomaden eine lange Tradition. Er gilt als Mutprobe, dient zur Beschaffung des Brautpreises, aber auch zum Ausgleich von erlittenen Herdenverlusten. Vielleicht begannen auch dadurch die Zwistigkeiten der Kyrenaier mit den Libyern.
Wie die Gegenwart lehrt, ist die psychologische Integration von Nomaden in eine andere Gesellschaftsform sehr schwierig. Sie haben Probleme, sich in dem System von Hierarchien und Regeln zurechtzufinden. Sie bleiben Fremde, wenn nicht sogar Eindringlinge. Vielleicht war Krieg die einzige Möglichkeit, in der Kyrenaika eine bestimmte Ordnung zu schaffen, bzw. zu erhalten. Das wäre dann ganz im Sinne von Karl Marx: "Die einzige Schranke, die das Gemeinwesen in seinem Verhalten zu den natürlichen Produktionsbedingungen - ... als den seinen, ist ein anderes Gemeinwesen, das sie schon als seinen anorganischen Leib in Anspruch nimmt. Der Krieg ist daher eine der ursprünglichsten Arbeiten jedes dieser naturwüchsigen Gemeinwesen." [51]
Kulturelle WechselwirkungenDas es eine gegenseitige Beeinflussung von Griechen und Libyern zumindest in der Kyrenaika gab, ist mit Gewißheit anzunehmen. Schließlich lebte man lange Zeit in mehr oder weniger guter Nachbarschaft. Zunächst dürften in gegenseitigem Interesse Handelsbeziehungen geknüpft worden sein. So waren die Nomaden an Getreideprodukten interessiert, die Griechen sicherlich an Fellen und anderen Tierprodukten. Am Beginn der Siedlung in Libyen wird aber auch noch ein anderer Punkt für die Griechen interessant gewesen sein. Herodot berichtete in der Gründungsgeschichte Kyrenes. "Die Theraier beschlossen nun, Bruder mit Bruder losen zu lassen, und wen es treffe, den auszusenden ...ihr Führer und König aber solle Battos sein. So senden sie also zwei Fünfzigruderer nach Platea." [52] Er schrieb ausdrücklich Brüder. Von Frauen ist also gar keine Rede. "Solange nun Battos, der Gründer, lebte - er regierte vierzig Jahre - und sein Sohn Arkesilaos, der sechzehn Jahre regierte, wohnten die Kyrenaier dort in der gleichen Stärke, wie sie zuerst zur Ansiedlung ausgesandt waren" [53] Zusammen mit den zwei Jahren auf Platea und den sechs Jahren in Aziris wären sie also 64 Jahre in Libyen gewesen, als die Pythia alle Griechen ermunterte nach Libyen zu gehen. Das wäre ein starkes Stück der sicher überwiegend recht jungen Griechen, 64 Jahre ohne Frauen in Libyen zu siedeln. Das Durchschnittsalter hätte zum Schluß bei Mitte achtzig gelegen. Das läßt zwei Möglichkeiten offen. Entweder hat Herodot uns die Frauen verschwiegen oder die Griechen verheirateten sich mit Libyerinnen. Wenn bei den Nomaden die erwähnte sehr starke Stammesendogamie herrschte, könnte dies Probleme aufgeworfen haben. Der Schluß ist immerhin gewagt. Er beruht auf Untersuchungen nomadischer Kulturen der Gegenwart. Dieser Rückschluß ist also mit Problemen behaftet. Allerdings gelten Nomaden kulturell als sehr konstant. Daher ist es als Hinweis vielleicht doch zulässig. Es gibt aber weitere Möglichkeiten. Eventuell waren die Bewohner der Kyrenaika doch keine Nomaden. Man könnte sich auch mit den Libyern geeinigt haben. Vorstellbar wäre, dass man eine Verwandtschaft konstruierte. Vielleicht gingen die Griechen von Anfang an mit Gewalt vor. Es gibt Hinweise, dass bei einigen Kolonisationsunternehmen dieser letzte Fall praktiziert wurde. Die männliche Bevölkerung wurde ausgerottet und die Frauen danach gefreit. [54] Es bleibt zu fragen, warum Herodot uns dies vorenthalten hat. Allein daran, dass es eine unrühmliche Episode gewesen wäre, kann es wohl nicht gelegen haben.
Es scheint allemal vorstellbar, dass die Einigung mit den Libyern friedlich vonstatten ging. Die Griechen waren zunächst nicht in der Position, sich mit den einheimischen Stämmen zu messen. Dafür, dass die Frauen Einheimische waren, spricht auch eine Hinweis bei Herodot. "Also von Ägypten bis zum Tritonis-See sind die Libyer wandernde Hirten, die Fleisch essen und Milch trinken. Kuhfleisch essen sie nicht, aus dem gleichen Grund wie die Ägypter, und Schweine ziehen sie gar nicht. Fleisch von der Kuh versagen sich auch die Frauen der Kyrenaier, um der ägyptischen Isis willen, ja ihr zu Ehren halten sie auch Fasten ein und feiern Feste. Die Frauen der Barkaier essen außer von der Kuh auch vom Schwein nichts." [55] Es sind anscheinend nur die Frauen, die sich an diese für die Region typischen Beschränkungen halten. Das könnte ein Indiz sein. Herodot berichtete aber noch über andere von den Libyern übernommene Gepflogenheiten: "Die Gewandung und die Aigis an den Athenebildern aber haben die Hellenen den Libyerinnen nachgemacht. Denn sieht man davon ab, dass die Gewandung der Libyerinnen aus Leder ist und die Troddeln an der Aigis bei ihnen nicht Schlangen sind, sondern Riemen, ist die Ausstattung sonst ganz die gleiche. Und dann spricht auch der Name dafür, dass die Gewandung der Palladien aus Libyen kommt. Denn die Libyerinnen hängen sich kahle Ziegenfelle über die Kleider, mit Troddeln dran, gefärbt mit Ocker, und nach diesen Ziegenfellen haben die Griechen ihr Wort Aigis gebildet. Ich habe auch die Vermutung, dass das helle Schreien (Ololyge) beim Opfern dort zuerst aufgekommen ist. Denn die libyschen Weiber verwenden es reichlich und verwenden es schön. Auch vier Pferde zusammenzuspannen haben die Hellenen von den Libyern gelernt. " [56] (und wie gleich zu sehen wahrscheinlich von den Asbysten)Auch in dieser Textstelle findet sich ein starker Bezug zu den Libyerinnen. Auch wenn nicht ausdrücklich in den Quellen vermerkt, deutet sich an, dass sich die ersten Griechen mit einheimischen Frauen verheiratet haben.
Natürlich haben aber auch die Libyer etwas von den Griechen übernommen. "Sie (die Asbysten) fahren mit Viergespannen, und das nicht am wenigsten, sondern am meisten von den Libyern, und überhaupt sind sie bestrebt, die meisten Sitten der Kyrenaier nachzuahmen.“ [57] Dasselbe gilt laut Herodot auch für Auschisen und Bakaler. Damit wären alle Libyer der Kyrenaika, die direkten Nachbarn, aufgezählt. Es hat, man muß wohl sagen natürlich, kulturelle Wechselwirkungen gegeben. Die Griechen lernten von den Libyern und die Libyer lernten von den Griechen. Dabei wurden sicher militärische Dinge, aber auch religiöse Motive ausgetauscht. So wissen wir von den Auseern: "Am jährlichen Fest der Athene bilden ihre Jungfrauen zwei Parteien und kämpfen gegeneinander mit Steinen und Knüppeln und sagen, das täten sie nach ihrer Väter Sitte der dort im Land geborenen Göttin zu Ehren, die wir Athene nennen. ... Bevor sie aber die Mädchen loslassen zum Kampf, tun sie das Folgende: Gemeinsam schmücken sie die Jungfrau, die jeweils die Schönste ist, mit einem korinthischen Helm und voller hellenischer Rüstung, lassen sie auf einen Wagen steigen und fahren sie in einem Kreis herum. Womit sie aber in alten Zeiten die Mädchen schmückten, bevor sich Hellenen neben ihnen niederließen, kann ich nicht sagen, vermute aber, sie werden sie mit ägyptischen Waffen geschmückt haben. Denn von Ägypten, behaupte ich, ist sowohl Schild wie Helm zu den Griechen gekommen." [58] Auch der Zeus - Ammon - Kult hat seinen Ursprung in Kyrene. Er stellt wohl so etwas wie die Integration des ägyptischen Ammon in die griechische Götterwelt dar. Der Zeus - Ammon dürfte dann auf beiden Seiten Akzeptanz gefunden haben. Man sparte sich so langwierige religiös begründete Auseinandersetzungen und erleichterte, wenn es tatsächlich so stattgefunden hat, die Integration der libyschen Frauen in die griechische Gesellschaft. Dabei impliziere ich, dass die Libyer der Region sich an den ägyptischen Göttern orientierten.
Leider sind die Quellen zur Kultur der Nomaden dürftig. So bleibt vieles Spekulation und ein Resümee zu ziehen fällt nicht leicht. Soviel aber kann wohl gesagt werden: Das Zusammenleben in der Kyrenaika war schwierig. Waren die Griechen zunächst in Libyen willkommen, so kam es doch bald zu Spannungen. Verursacht wurden diese sicher nicht zuletzt durch die Landnahme der Griechen. Bei den folgenden Auseinandersetzungen blieben zunächst die Griechen die Sieger [59] . Sie verdrängten die indigene Bevölkerung aus der Kyrenaika. Dieser Prozeß hinterließ aber Spuren. So übernahmen Griechen einheimische Traditionen genauso, wie die Libyer griechische. Auch wenn das anhand der Quellen nicht immer sicher nachzuvollziehen ist, lassen doch bestimmte Andeutungen diesen Schluß zu.
AnhangDefinitionen von Formen des Nomadismus [60]
Nomadismus ist eine mobile Lebens- und Wirtschaftsweise, die durch folgende Merkmale näher gekennzeichnet sei:
- Die Wirtschaftsgrundlage bildet die Viehhaltung selbst dort, wo der Nomade als Händler und Transporteur agiert. Produktionsmittel sind Schafe, Ziegen, Kamele, Rinder und/oder Pferde. Produktionsziel ist dabei die Selbstversorgung mit allen tierischen Produkten und mit Transporttieren sowie ggf. auch in begrenztem Umfang der Absatz von tierischen Erzeugnissen auf lokalen Märkten. Gelegentlich beigeordnete wirtschaftliche/ existenzsichernde Bedeutung können Getreideanbau, Handel, Transport- und Militärdienste sowie Abgaben (Tributzahlungen) von Seßhaften darstellen. Als weiteres Produktionsmittel sei die Naturweide genannt, für die allgemein gilt, dass sie äußerst karg ist und daher die Herden zu ständig wiederkehrender Futtersuche (Herdenwanderung) über z.T. große räumliche Distanzen gezwungen sind. Je nach der geographischen und/oder orographischen Lage werden diese Weiden periodisch/ jahreszeitlichen oder in episodischem Rhythmus aufgesucht.
- Der Zwang zur Futtersuche erfordert einen wiederkehrenden Wechsel des Siedlungsplatzes der zugehörigen menschlichen Gruppen und verlangt bestimmte Behausungs- (z.B. Zelt, Schutzschirm, bodenvage Hütte, Höhle) und sonstige angepaßte Formen der materiellen Kultur (z.B. bei Haushaltsgeräten, Webstühlen, Kleidung, Waffen, Vorratswirtschaft usw.).
- Bei den zugehörigen menschlichen Gruppen kann es sich um Stämme, Teilstämme, Sippen/Clans, Großfamilien, Familien oder ganz allgemein um In-Gruppen handeln. [Bei den tribalen Gruppen bestimmt das Abstammungsprinzip i.d.R. den sozialen Aufbau. Verschiedene interne Strukturen, wie z.B. Partnerschaftshilfe, Feindfront, Arbeitsteilung, Genealogie und Patrilinearität, sichern den Erhalt der jeweiligen Gruppe in der Zeit und damit die Existenz jedes zugehörigen Einzelnen.]
Damit sind die wesentlichen, übergreifenden Merkmale für ,,Nomadismus" genannt. Die Frage, was danach unter den recht gebräuchlichen Begriffen Voll-, Halb- und Bergnomadismus sowie unter Transhumanz verstanden werden kann, sei im folgenden zu klären versucht:
Vollnomadismus ist eine Lebens- und Wirtschaftsweise, bei der die zugehörigen menschlichen Gruppen
- ausschließlich von der Tierhaltung (Kamel, Rinder, Pferde, z.T. Schafe, Ziegen) leben und Eigner der geweideten Tiere sind;
- die nichttierischen Nahrungsmittel durch Tausch, durch Eintreiben von Abgaben oder auch durch gelegentliche räuberische Überfälle erwerben;
- stets nur bodenvage Behausungen und als Transportmittel Tiere benutzen;
- in ihrem Siedlungs- und Wanderverhalten einzig durch die Belange der Tierhaltung festgelegt sind; [- i.d.R. bei tribaler Segmentierung gleiche ökonomische Ansprüche der Mitglieder kennen und dennoch nach genealogischen Kriterien sozial-hierarchisch gegliedert sein können]
Halbnomadismus ist ebenfalls noch sowohl eine Lebens- als auch Wirtschaftsweise, bei der jedoch die zugehörigen menschlichen Gruppen
- außer Viehhaltung (Schafe, Ziegen, z.T. Kamele, Rinder) auch noch Ackerbau und/oder Handel betreiben sowie Transportdienst leisten und außer dem eigenen Vieh auch dasjenige von Seßhaften weiden können;
- fast alle Nahrungsmittel selbst erzeugen oder teilweise als Naturallohnung erhalten;
- neben bodenvagen auch über bodenstete Behausungen verfügen können und diese mit ihrem Vieh regelmäßig aufsuchen;
- in ihrem Siedlungs- und vor allem Wanderverhalten außer durch die Belange der Viehzucht auch durch die aus dem Ackerbau folgenden Zwänge festgelegt sind; zwar meist auch in Stämmen organisiert sind, jedoch in zahlreiche In-Gruppen zerfallen, die zwar ein ideelles Stammesbewußtsein haben, faktisch jedoch nicht oder nur selten im Stammesverband auftreten.]
Eine die orographischen Gegebenheiten nutzende Variante des Halbnomadismus stellt der Bergnomadismus dar, bei dem die stets jahreszeitlich erfolgenden Wanderungen (vor allem mit Schafen und Ziegen) - den Reliefverhältnissen entsprechend - vertikal gerichtet sind, d.h. zwischen Tal/Vorland und Gebirge ablaufen.
Transhumanz ist mehr eine Wirtschaftsweise, die zwar auch die Lebensweise der zugehörigen Menschen bestimmen kann, ohne sie jedoch eindeutig zu dominieren. Sie tritt - sieht man von den nach Nordamerika übertragenen Formen ab - einzig in den Gebirgen des Mediterrangebietes (und des weiteren altweltlichen Trockengürtels) auf. Dabei
- gehören die Tiere (Schafe, Ziegen) nicht (oder nur z.T.) den Hirten, sondern i.d.R. bäuerlichen Grundeigentümern;
- treiben die zugehörigen Gruppen (z.B. Familien, Sippen, z.T. sogar einzelne Hirten) das Vieh für die Sommermonate in die Berge auf freie oder/und gewohnheitsrechtlich beanspruchte Weiden und für die Wintermonate auf die abgeernteten Felder und Wiesen der Grund- und Herdeneigner in den Tälern und/oder Gebirgsvorländern (ganzjährige Weide!);
- bewohnen die Hirtenfamilien im Gebirge bodenstete Hütten, Höhlen (z.T. auch Schutzschirme, Zelte) und in den Tälern feste Behausungen, die ihnen i.d.R. vom Herden- und Landeigner zur Verfügung gestellt werden;
- [erfolgt die Entlohnung über Naturalien (z.B. Vieh, Getreide), Kleider und (in jüngerer Zeit) Geld.]
Quellenverzeichnis
1. Diodoros: "Griechische Weltgeschichte", in "Bibliothek der griechischen Literatur", übers. von G. Wirth, Stuttgart 1992.
2. Ders.: in "Loeb Classical Library" "Diodorus of Sicily", translated by C. Bradford Welles, London 1983.
3. Gaius Plinius Secundus: "Naturkunde", übers. von R. König, München 1993.
4. Herodot: "Historien", in "Bibliothek der Antike" übers. von W. Marg, München 1991.
5. Polybius: "Geschichte", übers. von H. Drechsler, Zürich 1978/79.
6. Strabon: "The Geography of Strabon", in "Loeb Classical Library", translated by H. L. Jones, London 1982 and 1989.
7. Thukydides: "Der Peloponnesische Krieg", übers. von H. Vretska, Stuttgart 1966.
8. Pompeius Trogus: "Weltgeschichte von den Anfängen bis Augustus im Auszug des Iustin", in "Bibliothek der Alten Welt", übers. von Otto Seel, Zürich und München 1972.
9. Xenophon: "Anabasis", übers. von H. Vretska, Stuttgart 1983.
Literaturverzeichnis:1. Hg. Eckhard Baum: "Nomaden und ihre Umwelt im Wandel", in der Reihe "Der Tropenlandwirt", Witzenhausen 1989.
2. G. Droysen: "G. Droysens Historischer Handatlas", Bielefeld und Leipzig 1886.
3. Hg. Dr. Walter Leisering: "Putzger - Historischer Weltatlas", Berlin 1992.
4. Hg. Museum für Naturkunde: "Die Nomaden in Geschichte und Gegenwart", Berlin 1981.
5. Hg. Reginald L. Poole, M. A.: "Historical Atlas of Modern Europe from the Decline of the Roman Empire", Oxford 1902.
6. Hg. Fred Scholz: "Nomaden, Mobile Tierhaltung", Das Arabische Buch, Berlin 1991.
7. Hg. Friedrich W. Stöcker und Gerhard Dietrich: "Brockhaus Biologie", Leipzig 1986.
8. Hg. Konrat Ziegler und Walther Sontheimer: "Der Kleine Pauly - Lexikon der Antike", München 1979.
[1] Vgl. dazu Anhang
[2] in den Epitomen des Iustin
[3] Iustin II,2,10-15 über die als Nomaden beschriebenen Skythen
[4] Her. IV,157
[5] Her. IV,170-171
[6] Her. IV,172-185
[7] Her. IV,181
[8] Plin. nat. V,39
[9] Strab. II,131
[10] Strab. II,131; Pol. III,33; VII,19; XVI,23
[11] Diodor lasse ich hier außen vor. Er kannte nur vier Völker in der Region (III,49) und seine Beschreibung ist mehr als vage. Er ist damit für diese Frage nicht von Interesse.
[12] Der Kleine Pauly
[13] eine andere Übersetzung formuliert deutlicher: "die Ägypter sind schwarzhäutig und wollhaarig"
[14] Her. II,104
[15] Her. II,8
[16] Her. II,126
[17] Zumal er seine Beschreibung von Ägypten aus beginnt und auch Entfernungen von dort aus angibt.
[18] Vgl. dazu Pkt. III
[19] Der Kleine Pauly
[20] Strab. XVII,836
[21] Plin. nat. V,33
[22] Her. IV,172
[23] Diod. III,49,1
[24] Her. IV,172
[25] Plin. nat. V,36
[26] Her. IV,181
[27] Strab. XVII,838
[28] Insel Jerba an der Nordküste Afrikas
[29] Strab. I,25
[30] Strab. III,157
[31] Strab. XVII,829
[32] Brockhaus Biologie
[33] Lotosblume (Indische Seerose) wird heute wegen ihrer stärkereichen Rhizome in Japan und China angebaut.
[34] Pol. I,39
[35] Pol. XII,2
[36] Her. IV,157-158
[37] Her. IV,169; Aphrodisias konnte ich leider nicht lokalisieren.
[38] Her. IV,159
[39] Her. IV,170
[40] Her. IV,172
[41] "Die Entwicklung des Nomadismus im Alten Orient nach archäologischen Quellen und unter Berücksichtigung der postglazialen Klimaschwankungen" in 4)
[42] "Mittelalterliche Bestattungen als Quelle zur Geschichte der Nomaden" in 4)
[43] Diod. III,49
[44] gef. Bei Rolf Herzog: Geographische Verbreitung und Geschichte des Nomadismus (ohne genaue Quellenangabe)
[45] "Zu Fragen der Gesellschaftsorganisation der Nomaden" 4)
[46] "General Comments on the Second Session of the Symposium with Specific Reference to Dr. S. P. Poljakovs Paper in" 4)
[47] Athravanen (Brahmanen, Priesterkaste), Rajanya (Ksatriyas, Politiker und Krieger), Vaisya (Händler und Handwerker) und die indigene Bevölkerung in Aryavarna (später in Sudra und Varna) und Dasavarna (Dasa = Sklave im Sanskrit)
[48] offenbar hat zunächst einmal der Cousin einen Anspruch
[49] Quelle: Hortense Reintjes: "Mahram - Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Wüste" in 4)
[50] gef. bei Rolf Herzog: "Geographische Verbreitung und Geschichte des Nomadismus"
[51] K. Marx: "Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen"
[52] Her. IV,153
[53] Her. IV,159
[54] Her. I,146 Die Athener zogen aus, "... die brachten keine Frauen mit in ihre Neusiedlung, sondern nahmen karische Frauen, deren Eltern sie zuvor erschlagen hatten ..."
[55] Her. IV,186
[56] Her. IV,189
[57] Her. IV,170
[58] Her IV,180
[59] Aus heutiger Sicht hat aber der Geduldigere gewonnen, schließlich leben heute in dem Gebiet wieder Nomaden.
[60] Gefunden bei Fred Scholz: Von der Notwendigkeit, gerade heute über Nomaden und Nomadismus nachzudenken in 3.
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