Artemis
In
der griechischen Mythologie war Artemis hauptsächlich die Göttin
der Jagd. Damit entspricht sie der ägyptischen Bubastis
(Tochter von Osiris und Isis) oder auch der römischen Diana
(Tochter von Jupiter und Latona). Da Bubastis den meisten Lesern
nicht so vertraut sein wird, vielleicht ein paar Worte zu ihr:
Ihre Mutter Isis übergab Bubastis zusammen mit ihrem Bruder
Horus der Göttin Buto (entspricht der griechischen
Leto). Sie sollte die Beiden vor Typhon schützen, dem Verfolger
des Osiris und seines Geschlechtes. Im Gegensatz zu Artemis war
Bubastis nicht Göttin der Jagd, der Berge und Wälder,
dagegen scheint sie Mondsgöttin und Schutzherrin der Geburts
gewesen zu sein. Diese Rollen waren teilweise auch Diana zugeteilt
waren. Daher kommt die Gleichsetzung der Götter.
Bubastis war eine hoch gefeierte Göttin. Wen wunderts wenn
sie die Beschützerin der Schwangeren war. In der Stadt Bubastus
widmeten ihr die Ägypter einen Tempel, dessen weite Vorhöfe
mit riesigen Statuen angefüllt waren und die einer zahllosen
Menschenmenge Raum gewährten. Zum alljährlichen Fest der
Göttin kamen unzählige Verehrer der Göttin den Nil
herab bzw. herauf. Gefeiert wurde heiter, mitunter ausgelassen.
Die Katze, das hieroglyphische Schriftzeichen des Mondes, war der
Göttin geheiligt. Die Göttin selbst wurde unter dem Bilde
der Katze verehrt. Daher mag die bei Griechen und Römern verbreitete
Sage stammen, dass Diana, als die Götter vor Typhon flohen,
sich in Katzengestalt verborgen habe. Auf alten Monumenten finden
sich Bilder der Göttin mit einem Katzenkopf. In der Stadt Bubastus
war der Sammelplatz aller Katzenmumien. Die Tiere wurden, wenn sie
starben, mit grosser Trauer in den Tempel gebracht, und dort sorgfältig
balsamiert.
|
Die jungfräuliche
Göttin der Jagd mit ihren typischen Insignien
|
Artemis
- Tochter des Zeus und der Latona war zugleich die Schwester des
unvergleichlichen Apoll. Sie wurde auf der Insel Delos zugleich
mit ihm geboren. Sie stellt als weibliches Wesen denselben Begriff
dar, wie ihr Bruder als männliche Persönlichkeit. Demnach
ist sie Verderberin und Todesgöttin, die Pest und Tod unter
Menschen und Tiere sendet. Mit ihren Pfeilen tötet sie besonders
Frauen: so erschiesst sie die Töchter der Niobe, während
Apollo deren Söhne erlegt. Gelegentlich tötet sie freilich
auch Männer. Unter anderem deswegen heißt sie wohl auch
die Pfeilfrohe, die Bogenträgerin.
Eigentlich
ist sie natürlich eine gute Göttin. Wie ihr Bruder Apoll
wendet sie Unheil ab. Reicher Ertrag der Felder und der Heerden,
Eintracht und langes Leben werden als ihre Gaben gerühmt. Sie
zählt zu den ureigenen dorischen Gottheiten. Als die besonderen
Religionsvorstellungen der einzelnen Stämme mehr und mehr in
eine Gesammtheit zusammenflossen, wurde auch die dorische Artemis
mit Begriffen anderer Stämme und Völker vermengt. Schaut
man nach Ähnlichkeiten, lässt sich eine arkadische (oder
pelasgische), eine taurische und eine ephesische Artemis unterscheiden.
Von der römischen Diana mal ganz abgesehn. Die arkadische ist
die Nymphen- und Jaggöttin, ebenso Beschützerin des Wildes.
Die Naturgöttin vereint die üppig frohe Kraft und Fülle
der sich selbst überlassenen Natur. Sie personifiziert geradezu
den Gedanken, dass in der Natur immer ein Geschöpf oder ein
Geschlecht auf Kosten der anderen sich erhält. Ihr Symbol ist
in Arkadien beständig die Bärin. Die Nymphe Callisto,
die in eine Bärin verwandelt wird, ist ursprünglich Artemis
selbst.
In der Verehrung der taurischen Artemis scheint ein wilder, orgiastischer,
mit Menschenopfern verbundener Gottesdienst eines scythischen Volkes
mit den Begriffen der benachbarten griechischen Ansiedler zusammengeflossen
zu sein. Es war diese Artemis, der Iphigenia zum Opfer fallen sollte.
Dass ihr Dienst überhaupt ein sinnverwirrend orgiastischer
war, davon liegt eine Spur in der Sage, dass Astrabacus, als er
ihr Bild in einem Busche fand, durch den Anblick desselben wahnsinnig
wurde.
Die ephesische Artemis scheint am meisten Ungriechisches, genauer
gesagt Vorderasiatisches, in sich aufgenommen zu haben. Bei den
Lydiern und Phrygiern scheint sie die befruchtende und unermüdlich
alles ernährende Kraft der Natur bezeichnet zu haben. In ihrem
prachtvollen Tempel zu Ephesus stand ihr von allen andern Dianen-Darstellungen
schroff abweichendes Bild: Der Kopf war mit einer Mauerkrone bedeckt.
Der obere Teil war mit vielen Brüsten dargestellt. Der untere
Teil war keilförmig zulaufend. Die ganze Darstellung war mit
symbolischen Tierbildern geschmückt. Nur Jungfrauen und verschnittene
Priester durften den Tempel betreten?
Schon die Griechen haben vereinzelt Artemis auch als Mondgöttin
verehrt. Eigentlich verehrten sie eine besondere Mondgöttin
- Selene. Hatte man den Sonnen-Gott einmal mit Apollo indentifiziert,
lag es allerdings auch nicht allzu fern, Artemis mit dem Mond zu
assoziieren. Endgültig zur Mondgöttin wurde aber erst
die Diana der Römer.
Auch
die ältesten Spuren des italischen Dianen-Kultes weisen nicht
auf die originäre Identifikation mit dem Mond. Wir erfahren
nur, dass Diana den Aufenthalt in Wäldern und an Quellen liebte
(vgl. die arkadische Artemis), Begeisterung und Wahnsinn einhauchte
(taurisch), die Blicke der Männer scheute und beständig
Jungfrau blieb (dorisch). Später wurde von den römischen
Schriftstellern alles, was über die griechische Artemis geglaubt
und gelehrt worden war, auf die vom römischen Volke besonders
seit Augustus hochverehrte Diana übertragen. Darüber hinaus
wurde sie von den Römern auch als eine die Geburt befördernde
Göttin verehrt. Zusammen mit Juno, mit der sie diese Funktion
teilte, trug sie den Beinamen Lucina. Geweiht waren ihr
Hirsche,
Eber, Hunde, die Meerbarbe, der Meerkrebs, der Beifuss, die Fichte.
[Quelle: Wörterbuch der Mythologie: Digitale Bibliothek Band
17]
Doch kommen wir endlich zum eigentlichen Thema, dem Artemistempel
von Ephesos. Schließlich geht es hier in der Hauptsache um
das Weltwunder.
Buchempfehlung:
Türkei Westküste aus dem Michael
Müller Verlag
Autoren: Michael Bussmann / Gabriele Tröger
Der
Band ist der ideale Wegbegleiter für Individualreisende,
die Land und Leute entdecken möchten. Die türkische
Westküste mit ihrem reichen archäologischen Erbe
ist der ideale Platz für alle, die eine angenehme Mischung
aus Kultur und Erholung suchen. Neben so bekannten Ausgrabungen
wie Troja, Ephesus oder Pergamon geleitet das Buch uns ins
mächtige Massiv des Latmos-Gebirges, zu den Moscheen
von Manisa, beschreibt Ausflüge in die alte Osmanenstadt
Bursa und zu den faszinierenden Sinterterrassen von Pamukkale.
Wer genug von Steinen hat, stürzt sich ins Strandvergnügen
pur zum Beispiel in Bodrum, dem Partyzentrum im Land des
roten Halbmonds.
Das Büchlein von Gabriele Tröger & Michael
Bussmann - zwei intime Kenner von Land und Geschichte -
will viel eher inspirieren als führen. Das ist nur
eine der Stärken des Verlagsprogramms.
Neben detaillierten Reisebeschreibungen bietet das Buch
ein umfassendes Servicepaket mit Hinweisen zu Restaurants
und Unterkünften, den schönsten Strände,
den besten Verbindungen, den seriösesten Autoverleihern
oder den nächsten Internet-Cafés.
Direkt
und versandkostenfrei beim Verlag bestellen:
Preis: 15.90 EUR
|
Das Artemision
"Ich
sah die Mauern und die Hängenden Gärten von Babylon, die Statue
des olympischen Zeus, den Koloss von Rhodos, die mächtigen Pyramiden
und das Grabmahl des Mausolos, doch als ich den Tempel zu
Ephesos
schaute, wie er sich den Wolken entgegenstreckte, verblassten all
die anderen Wunderwerke."
Philon
von Byzanz entnehmen wir diesen Satz. Es ist anzunehmen, dass die
Zeitgenossen unseres Berichterstatters diese Meinung teilten. Im
Verständnis der griechisch-römischen Antike war es das prachtvollste
Gebäude, welches Menschenhand jemals schuf. Die Geschichte der Stadt
wurde weiter oben schon kurz skizziert, so das spektauläre
Ende des ersten Artemisions. Die Reaktion der Epheser auf den Anschlag
war, mal abgesehen vom Bann des Wahnsinnigen, dass man beschloss,
den Tempel neu zu errichten - noch größer und noch prächtiger natürlich.
Weder in der Größe, noch in den Problemen am Bau gab es zwischen
dem älteren und dem jüngeren Tempel gravierende Unterschiede. Man
musste, den Tempel an derselben Stelle wiedererrichten. Schließlich
war das Territorium der Göttin festgelegt. Als Architekten sind
uns Paionios, Demetrios und Cheirokrates überliefert. Die Bauzeit
betrug am Ende 120 Jahre (100 Jahre für den älteren Tempel). Das
Terrain, der Baugrund, war eine der größten Herausforderungen des
Projektes. Das ganze Gebiet war relativ sumpfig und im Sumpf läßt
sich bekanntlich schlecht bauen. Die Lösung für dieses Problem war
geradezu genial. Es wurde eine Art Fundament ausgehoben, eine tiefe
Grube. In diese Grube wurden Schichten aus Holzkohle und Wolle eingebracht.
Auf dem so entstandenen Kissen wurde der Bau errichtet. Einer der
Effekte dieser Lösung war eine Erdbebensicherung.
Erdbeben waren eine permanente Bedrohung für Monumentalbauten und
eine Herausforderung für die Architekten. An der Athener Akropolis
lässt sich z.B. sehr gut nachvollziehen, wie dort auf diese Gefahr
reagiert wurde. Große Blöcke wurden mit Metallstiften gegeneinander
fixiert. Diese waren so dimensioniert, dass sie die Blöcke zwar
hielten, sollte jedoch infolge eines Bebens sich der Block verschieben,
wurde der Stift abgeschert, ohne den Block zu sprengen. In Santorin
wurden Treppen so eingesetzt, dass an beiden Seiten zur Wand des
Treppenhauses hin ein gewisser Abstand blieb. Indem man den Blöcken
eine gewisse Bewegungsfreiheit gab, war die Wahrscheinlichkeit geringer,
dass sie infolge von Beben brachen. Und selbst wenn die Blöcke brachen,
war die Treppe noch benutzbar. Im Stadtteil Xeste 1 in Akrotiri
lässt sich das anschaulich beobachten.
Die meisten der Probleme bei der Errichtung des Tempels, hingen
mit der schieren Größe zusammen. Hier konnten die Architekten auf
das know how der Vorgängerbauten zurückgreifen. Das Baumaterial
war Marmor. Das war in jener Zeit äußerst ungewöhnlich. Im Normalfalle
wurden Tempel aus wesentlich preiswerteren Kalkstein errichtet.
Doch was ist in Ephesos schon normal? Die Stadt war reich und es
sollte schließlich etwas besonderes werden.
Als seinerzeit man beschloss, einen Marmortempel zu errichten, begab
sich folgende Geschichte. Sie sei hier vorgetragen, zeigt sie doch,
wie wohlwollend Artemis auf Ephesos herabsah: Man stelle sich vor,
die Ältesten der Stadt diskutierten gerade die Frage, ob man den
Marmor von Paros, Prokonnesos, Herakleios oder
Thassos herbeischaffen
wolle. Die Entscheidung war wichtig. Marmor ist nicht gleich Marmor!
Nur wenige Kilometer vor der Stadt hütete etwa zur selben Zeit der
Pixodaros seine Schafe. Zwei Hammel gerieten in Streit. Wie
sie sich so balgten, verfehlten sie einander. Einer der beiden Hammel
prallte mit großem Schwung gegen einen Felsen. Dabei brach aus der
verwitterten Oberfläche ein Splitter von herrlich weissem Ton -
Marmor. Pixodaros vergaß seine Schafe und eilte mit dem Splitter
nach Ephesos. Er zeigte seinen Fund den Stadtoberen. Die waren so
erfreut über die gute Nachricht, dass sie ihm sogleich den Namen
Euangelos "Glücksbote" verliehen. Die Frage, woher man den Marmor
beziehen sollte, war aus aktuellem Anlass entschieden. Moderne Analysen
ergaben, dass der Marmor der Epheser von allerhöchster Qualität
gewesen sein muss. Dabei war der Marmorbruch nur etwa 5 km von der
Baustelle entfernt. Das nennt man Fügung!
Trotz der geringen Entfernung war der Transport der gut 20 Tonnen
schweren Säulenschäfte durch das sumpfige Gelände ein Problem. Angeblich
Chersiphron, erster Architekt des älteren Tempels, kam auf folgende
geniale Idee. Er ließ die Schäfte mit Brettern verschalen. Die Enden
setzte er in massive Balken. In die Balken trieb er Spunde und montierte
Räder daran. So konnten sie von Gespannen gezogen werden. Das erleichterte
die Aufgabe erheblich. Trotzdem musste der Weg noch vorbereitet
werden. Es wurde mit Bohlen eine Bahn gebaut, auf der die "Karren"
rollen konnten. Als ein nicht geringeres Problem erwies sich die
Aufrichtung der gewaltigen Säulen. Mit Manneskraft war da nichts
auszurichten. Je nachdem welcher Version man folgt, war es am Ende
die Kraft von Stieren in Kombination mit kranähnlichen Konstruktionen,
die den Akt vollbrachte oder es war die Göttin selbst, die Hand
anlegte.
Nach einer zweiten Lesart, waren es die Architrave (die oberen Querbalken),
die die Baumeister zur Verzweifelung trieben. Man verwendete Rampen,
um sie in Position zu bringen. Ausgerechnet der größte dieser Querbalken
widersetzte sich ihren Bemühungen hartnäckig. Die Aufgabe raubte
dem armen Architekten den Schlaf. Als ihn schliesslich doch die
Müdigkeit übermannte, erschien ihm im Schlaf die Göttin und versicherte
ihm, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Sie selbst habe sich
der Sache angenommen. Als er am nächsten Morgen erwachte, war die
Aufgabe vollbracht. In einer noch etwas dubioseren Version dieser
Anekdote soll sich Chersiphron gar das Leben genommen haben aus
Verzweiflung über die Probleme mit dem Bau.
Dazu sei vielleicht folgende kleine Anekdote erzählt: In
Ephesos
hatte, wer immer mit der Errichtung eines Großbau betraut wurde,
guten Grund, sich Sorgen zu machen. Vor Baubeginn musste der Architekt
einen verbindlichen Kostenvoranschlag machen. Für die Zeit des Baus
wurde dann sein Vermögen beschlagnamt. Nach der Vollendung wurde
abgerechnet. Stimmte der Kostenvoranschlag, bzw. brauchte der Architekt
weniger, erhielt er sein Vermögen zurück, wurde geehrt und mit Geschenken
überhäuft. Überzog er sein Budget um nicht mehr als 25 % wurden
die Kosten von der öffentlichen Hand übernommen. Hatte sich der
Architekt aber verkalkuliert, wurde er finanziell zur Verantwortung
gezogen. Man stelle sich das in heutiger Zeit vor!
Es wurde schon erwähnt, der Bau des Tempels dauerte insgesamt 120
Jahre. Er fiel in eine Zeit großer Veränderungen. Das Ende der klassischen
Antike war mit großer Macht und in der Gestalt Alexanders des Großen
gekommen. Es begann die Zeit griechischer Großreiche (Diadochenstaaten),
die wir gemein mit dem Begriff Hellenismus beschreiben. Auf
seinem Zug gegen die Perser kam 333 v.Chr. Alexander auch nach Ephesos.
Hier sah er die Baustelle des Tempels. Großzügig bot der künftige
Herr der bekannten Welt an, die Fertigstellung des Mammutprojektes
zu finanzieren. Die einzige Bedingung war eine Ehrentafel. Das Angebot
war kitzlig. Man wollte auf das Angebot nicht eingehen. Dies dem
äußerst launischen Potentaten offen zu sagen, erschien aber auch
nicht ratsam. Ein kluger Epheser kam auf den rettenden Gedanken.
"Es ziemt sich nicht für einen Gott, anderen Göttern einen Tempel
zu errichten", soll er Alexander zugerufen haben. Der war es
zufrieden und zog von dannen. Gelegentlich schätzte Alexander einen
klugen Spruch - nicht immer wohlgemerkt!
Genug der Anekdoten - widmen wir uns noch etwas dem Tempel! Die
tatsächlichen Ausmaße des Tempels sind aus dem archäologischen Befund
nicht ganz leicht ersichtlich. Wir gehen heute von einem Grundriss
ca. 72 x 125 m aus, bei einer Höhe von rund 32 m. Plinius erwähnt
127 Säulen. Die sind archäologisch nicht fassbar. Es sind wohl eher
117 Säulen gewesen, doch wollen wir an dieser Stelle nicht kleinlich
sein.
Das Bauwerk "kultivierte" den Begriff des Säulenwaldes. Es war ein
ionischer Tempel. Typisch dafür zog sich ein Dipteros, eine doppelte
Säulenreihe, um das ganze Gebäude. And er Vorderfront waren die
Säulenbasen zusätzlich noch mit Relief geschmückt. Auch am oberen
Ende des Schaftes war ebenfalls Reliefschmuck angebracht. Für diese
columnae celatae gab es nur wenige Parallelen. Die Kapitelle,
also das obere Ende der Säulen waren vom ionischen Typ. Diese unterscheiden
sich vom strengeren dorischen Typ, durch eine Art Schnörkel (Voluten).
In den Innenhof (Sekos) trat man durch eine, ebenfalls von Säulen
gestützte, Vorhalle. Während diese Vorhalle (Pronaos), der Säulengang
an sich und der hintere Raum (Opisthodom) überdacht waren, ließ
man den Innenhof offen. Im Zentrum des Tempels barg ein kleineres
Gebäude das Kultbild der Artemis. Viel mehr Einzelheiten sind anhand
der spärlich Überreste nicht zu gewinnen. Es ist, wie so oft, ein
Jammer.
Das Schicksal des Tempels war immerhin etwas glücklicher, als das
des Vorgängerbaus. Ein halbes Jahrtausend war er der Magnet für
Pilger und nicht zuletzt Touristenattraktion. Apostel Paulus besuchte
die Stadt im Jahre 57. Ein gewisser Demetrius war, ob des Apostels
Bemühungen die Epheser zu konvertieren, gar nicht begeistert. Er
fürchtete (zu Recht) die Menschen würden sich von Artemis abwenden.
In die Geschichte eingegangen ist sein Appell an die Bürger der
Stadt: "Groß ist die Artemis der Epheser!" Es nützte am Ende
nichts.
262 zerstörten Goten den Tempel. Zu diesem Zeitpunkt war der Stern
von Stadt und Heiligtum längst gesunken. Zwar baute Constantin große
Teile der Stadt wieder auf, doch bezog diese Verfügung den Tempel
schon nicht mehr mit ein. Endgültig dem Erdboden gleich machte den
Tempel zuletzt wohl ein schweres Erdbeben. Artemis war zu diesem
Zeitpunkt längst vergessen. Auch das Schicksal von Ephesos als Metropole
war besiegelt. Am Ende war es der Fluss Kaystros bzw. die Tatsache,
dass er immer mehr versandete und sich niemand mehr für den Erhalt
und die Wartung der Kanäle interessierte. Zur Binnenstadt geworden,
verlor Ephesos völlig an Bedeutung. Andere nahmen den Platz ein.
1863 startete John Turtle Wood seine Ausgrabungen am Ort. Nach langer
und mühevoller Suche wurde er schließlich fündig und entriss den
Tempel dem Vergessen.
<<<
zurück zu Teil 1