Olympia war ein
Symbol des Friedens. Während der Spiele durfte kein Grieche gegen einen
anderen die Waffe erheben. Es war ein Hort des Friedens und des Wettstreits
der Besten der Besten. Als Initiatoren der Olympiade erachtete man die größten
mythischen Helden. Griechische Historiker datierten sogar historische Ereignisse
anhand der Olympiaden. Die erste Olympiade 776 v.Chr. markiert nicht zufällig
den Beginn des griechischen Kalenders.
Das eigentliche
Zeus-Heiligtum in Olympia wurde 468-457 v.Chr. (spätestens 456 v.Chr.)
errichtet. Der Zeustempel ist rein stilistisch gesehen ein dorischer Typ. Besonders
markant sind die geraden, relativ streng wirkenden Kapitelle (Das obere Ende
der Säule). Pausanias überliefert uns eine Beschreibung des Heiligtums
und der Statue. Als Baumaterial wurde Kalkstein verwendet. Die Architektur war
klassisch (wie z.B. am Parthenon) - ein rechteckiger Grundriss (etwa 64 x 27
m) umgeben von Säulen. 13 sollen es an jeder Seite gewesen sein und je
6 vorn und hinten. Die Höhe der Säulen ist mit etwa 10,50 m angegeben.
Pausanias nennt Libon als den Architekten.
Das leicht spitz
zulaufende Dach war mit Marmorziegeln gedeckt, die Erfindung eines Naxiers namens
Euergus wie wir erfahren. An den Enden bildete es dreieckige Giebel. Die Giebel
waren mit Bauplastik geschmückt. Neben Zeus ist unter anderem eine Szene
aus dem Wagenrennen zwischen Pelops und Oinomoas dargestellt. Den Bereich oberhalb
der Säulenschäfte und unterhalb des Daches zierten Metopen. Metopen
sind im Grunde nichts anderes als Bildfelder. Hier waren die Heldentaten des
Herakles dargestellt. Auf diese wurde schon an anderer Stelle eingegangen.
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Der eigentliche
Tempel des Zeus wurde, wie gesagt, schon im Jahre 457 v.Chr. fertiggestellt.
Er zählte zum Besten, was damalige Architektur zu bieten hatte.
Da die eigentlichen Opfer für den Göttervater auf einem
nahegelegenen Altar stattfanden, ließ man sich zunächst
Zeit bei der Auftragsvergabe für ein angemessenes Kultbild. Schließlich
befand man, dass der Tempel allein nicht ausreiche, der Größe
des Gottes zu huldigen. Es wurde der zu diesem Zeitpunkt schon weithin
berühmte Pheidias aus Athen gerufen. Schöpfer der Athenastatue
des Athener Parthenon galt er als der Spezialist für monumentale
Plastik - der geeignete Mann für die schier übermenschliche
Aufgabe.
Ganz
in der Nähe des Tempels wurde eine Werkstatt errichtet. In
den Dimensionen entsprach der Hauptraum exakt dem Aufstellungsort
im Tempel. Hier wurden zunächst Modelle angefertigt. Anschließend
wurden die einzelnen Teile anhand der Modelle gefertigt. Wie schon
die Athena Parthenon war auch die Statue des olympische Zeus innen
hohl. Die ganze Skulptur bestand aus Platten, die auf ein Holzgerüst
montiert wurden. Gewand und Haar bestanden aus purem Gold. Für
Arme, Beine und Gesicht (kurz gesagt die unbekleideten Teile des
Körpers) verwandte der Künstler Elfenbein.
Die
Zeusstatue war monumental. Allein die Basis war mehr als einen Meter
hoch und hatte eine Grundfläche von 6,65 x 9,93 m. Die Skulptur
selbst maß über 12 m. Angesichts der schieren Größe
soll der Künstler heftig kritisiert worden sein. Strabo zufolge
störten sich einige Zeitgenossen daran, dass, obwohl der Tempel
riesig war, der sitzende Zeus mit seinem Haupte beinahe das Dach
berührte. Stände er auf, würde er das Dach des Tempels
anheben. Andere sehen gerade darin das Faszinierende der Idee des
Pheidias und bewundern die Größe des Meisters. Den Dimensionen
der Statue mag es auch geschuldet sein, dass die meisten Besucher
viel eher Thron und Basis beschreiben, als die Skulptur selbst.
Zeus
saß auf einem Thron. In der rechten ausgestreckten Hand hielt
er eine Nike. Nike war in der griechischen Mythologie die Personifikation
des Sieges. In der linken Hand hielt er das Insignium seiner Macht
- ein hohes Szepter mit einem Adler. Ölbaumlaub kränzte
seinen Kopf. Bekleidet war er nur mit einem Mantel, seine Füße
ruhten auf einem Schemel. Statuenbasis, Thron und Fußbank
waren überall mit Relief und freiplastischen Figuren verziert.
Wir wissen um Sphingen und verschiedene Gottheiten. Auch Szenen
aus dem Mythos fehlten nicht. Sei es der Kampf gegen Kentauren,
eine Amazonomachie, Abwehrkämpfe gegen Barbaren oder Begebenheiten
aus dem Leben der vornehmsten griechischen Helden, allen voran Herakles
und Theseus.
Einmal
fertiggestellt, bedurfte das Wunder ständiger Pflege. Um zu
verhindern, dass das Elfenbein brach, wurde es regelmäßig
geölt. Mit Erfolg wie wir erfahren. Bis zum Verbot der Spiele
393 stand der Zeus am Platz, danach noch 70 Jahre in Konstantinopel.
Dort zerstörte ihn eine Feuersbrunst. So geschehen im Jahre
462.
Die
Wiederentdeckung Olympias soll hier nur kurz skizziert werden. Die
erste Identifikation Olympias datiert ins frühe 18. Jahrhundert.
Die ersten Ausgrabungen begannen erst 1829. Eine Gruppe französischer
Archäologen, im Gefolge eines Expeditionsheeres, dass die Griechen
in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützen sollte, arbeitete
als erste in Olympia. Sie erkannten die Umrisse des Tempels und
bargen unter anderem Teile der Metopen (heute in Louvre).
Trotz
der spektakulären Ergebnisse wandte sich das Interesse zunächst
wieder von Olympia ab. Der Initiative des deutschen Archäologen
Ernst Curtius ist es zu verdanken, dass 1875 die Arbeiten wiederaufgenommen
wurden. Im Grunde genommen war es ein Neubeginn. Seitdem engagierte
sich das DAI (Deutsches Archäologisches Institut) in Olympia.
Der größte Coup gelang in den 50'er Jahren des 20. Jahrhunderts,
als man die Werkstatt des Pheidias entdeckte. Neben Materialresten,
Formen und Werkzeugen entdeckten die Forscher Teile der Gussform
für die Nike. Entschädigt es nicht für den Verlust
der Skulptur, ist es doch ein kleiner Trost.
Über
1000 Jahre wurden die Spiele in Olympia abgehalten. 393 AD fand
der letzte olympische Wettbewerb der Antike statt. Wie die unzähligen
Tempel und paganen Heiligtümer wurde auch Olympia ein Opfer
der neuen religiösen (christlichen!) Ansichten. Es waren die
Publikationen vom Olympiaausgräber Ernst Curtius, die das Interesse
Pierre de Coubertins auf die olympischen Spiele lenkten und ihn
auf die Idee brachten, sie wieder ins Leben zu rufen. Das Ergebnis
ist uns allen bekannt. Leider konnte der Friedensgedanke nicht mit
in die Neuzeit transportiert werden und, um ehrlich zu sein, im
Moment sieht es nicht danach aus, als solle sich daran je etwas
ändern - Schade eigentlich.