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Die Pyramiden von Gizeh

Jedes Lebewesen in der Welt fürchtet die Zeit - die Zeit aber fürchtet die Pyramiden.

Die Pyramiden von GizehEinen Artikel über die Pyramiden zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. So viel wurde schon gesagt, so viel schon schrieben. Trotzdem bleibt die Intention der Erbauer ein Rätsel. Goethe nannte sie ''... die unerhörteste Idee, die architektonisch nicht zu übertreffen ist.'' Plinius beschreibt sie etwas kritischer als ein Symbol für die ''... verschwenderische Eitelkeit der Pharaonen.'' Jeder, der sie einmal gesehen hat, ist beeindruckt von der schieren Größe, ihrer Wucht. 4500 Jahre nach ihrer Erbauung trotzen sie immer noch unbeeindruckt der Zeit. Spuren hinterlassen hat vor allem der Mensch.

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Pyramiden gibt es in unterschiedlichen Ausführungen in mehreren Landstrichen. Sprechen wir von DEN Pyramiden, sind in aller Regel die drei großen Pyramiden von Gizeh gemeint. Sie sind unerreicht in ihrer Größe und Perfektion. Obwohl sie in eine sehr frühe Phase der ägyptischen Hochkultur, in die IV. Dynastie fallen, stellen sie den Höhepunkt des Pyramidenbaus dar. Zur weiteren Datierung nur soviel: III. Dynastie circa 2705? - 2575 v. Chr. und IV. Dynastie etwa 2575 -2475 v. Chr, es sei aber gleich der Hinweis angebracht, dass die Datierungen zum Teil recht widersprüchlich sind. Je nach Zählung klafft eine Lücke von 100 Jahren. Die hier verwendeten Datierungen folgen größtenteils der Encyclopaedia Britannica.


 

Am Anfang: Mit Holz ausgeschlagene Gruben

Die ersten Grabmäler waren Mastabas. Dies ist das arabische Wort für die flachen Steinbänke vor ägyptischen Häusern. Ob ihrer identischen Form fand das Wort Verwendung für die frühen Grabanlagen. Mastabas waren am Anfang nicht viel mehr als rechteckige Gruben, die mit Holz ausgeschlagen und in Räume unterteilt waren. Als erste Pyramide gilt die Stufenpyramide Djosers (2. König der III. Dynastie) in Sakkara. Sie nimmt dieselbe Form auf. Man könnte sie als mehrere übereinandergeschichtete Mastabas beschreiben, die sich nach oben hin verjüngen. Sie erreicht immerhin eine Höhe von 60 Metern. Als Architekt ist uns Imhotep überliefert. Er war erster Minister unter Djoser. Seine Weisheit wurde legendär. Er ging als Schirmherr für Wissenschaft und Literatur in die Geschichte ein und wurde später wie eine Gottheit verehrt.

Entwicklung

Ganz in der Nähe von Sakkara findet sich auch das nächste Experiment der Pyramidenbauer - die etwas eigenwillig aussehende Knickpyramide (auch falsche Pyramide) von Dahschur. Sie wird mit Snefru assoziiert. Der Sohn von Huni begründete die IV. Dynastie. Sie stellt einen beträchtlichen Fortschritt auf dem Weg zur echten Pyramide dar. Gute 98 Meter misst sie in der Höhe, 188 Meter in der Länge. Auf etwa halber Höhe ändert sich bei dieser Pyramide der Neigungswinkel. Dadurch entsteht der "Knick".
Ebenfalls Snefru zugeschrieben wird die Pyramide von Medum. Obwohl diese wie eine echte Pyramide aussieht, war sie offenbar nicht als solche geplant. Den Kern bildet ein achtstufiger, gemauerter Monumentalbau. Die Stufen wurden später einfach aufgefüllt. Dadurch erhielt sie ihr auch in engerem geometrischen Sinne pyramidales Aussehen. Ob das ganze Bauwerk später noch verkleidet wurde, ist zu vermuten, aber nicht mit letzter Gewissheit zu entscheiden. Die Pyramide ist in sehr schlechtem Zustand. Dem modernen Besucher präsentiert sie sich als dreistufige Pyramide.

Architektonischer Quantensprung in 100 Jahren

Noch ein weiteres monumentales Bauwerk soll unter Snefru errichtet worden sein - die rote Steinpyramide von Dashur. Sie ist strenggenommen die erste echte Pyramide und bildet den Abschluss der Entwicklung dahin. Ihre Grundfläche misst beeindruckende 220x220 Meter bei einer Höhe von über 100 Metern. Zwischen der ersten Pyramide Djosers und der roten Pyramide Snefrus liegen nur rund 100 Jahre. Das ist wahrlich nicht viel, vor allem wenn man bedenkt, dass Snefrus Sohn Cheops war. Cheops oder auch Khufu ist bekanntlich der Erbauer der größten aller Pyramiden, des Weltwunders.
Grabmal, Sternwarte oder Überreste von Raumfahrern?
Es gab in der Vergangenheit immer wieder Zweifler, die behaupteten, die Pyramiden seien wesentlich älter, als uns die Ägyptologen immer glaubhaft machen wollen. Bei manchem Autoren sind die Pyramiden oder das Wissen darum sogar vorsintflutlich. Die angebrachten Beweise sind in aller Regel mehr als dürftig und halten keiner kritischen Überprüfung stand. Als Funktion wurden Sternwarten, Wissensspeicher, künstliche Berge oder Überrest einer raumfahrenden Rasse vorgeschlagen. Woher diese Erkenntnis stammt, wird selten erklärt.
Vor allem die praktisch nicht existente Entwicklungsphase gab den Zweiflern Grund zum Spekulieren. Es wurde schon angeschnitten: Die ägyptischen Baumeister ereichten innerhalb kürzester Zeit eine nicht zu überbietende Meisterschaft. Alle "späten" Pyramiden sind nur ein müder Abklatsch der "Originale". Woher stammte das Wissen, die Erfahrung, um ein solches Wunder zu erschaffen?
Im ersten Teil habe ich versucht zu zeigen, dass die Pyramiden durchaus eine Entwicklung durchmachten. Es ist nicht richtig, dass Pyramiden aus dem Nichts heraus entstanden. Es gab Versuche und auch Fehlversuche. Die Ägypter lernten aus ihren Fehlern und entwickelten ihre Technik weiter. Das Resultat und der Höhepunkt dieser Entwicklung ist die Pyramide des Cheops.


Das Grabmahl des Pharaos

Einst war Ägypten ein reiches Land. Dann bestieg Cheops den Thron und brachte Unheil über das Reich. Er schloss die Tempel... und zwang alle Ägypter, für ihn zu arbeiten.

Nicht unbedingt die Erinnerung an eine gute alte Zeit, folgen wir Herodot an dieser Stelle. Geht es um schiere Größe, um Masse, gibt es so gut wie nichts, was sich mit den großen Pyramiden messen kann. Im Vergleich zur Cheopspyramide dünken uns die anderen Weltwunder fast unscheinbar. Und wozu der ganze Aufwand? Ein Grabmal für den Pharao!?

Die Anlage von Gizeh umfasst die drei großen Pyramiden des Cheops, Chephren und Mykerinos. Dazu kommt eine stattliche Anzahl kleinerer Pyramiden, Tempel, Straßen und der Sphinx. Nichts an dieser Anlage scheint dem Zufall überlassen. Die Fehlertoleranzen sind unglaublich gering. Der ganze Komplex scheint einem gewaltigen Bauplan zu folgen.

Allein die logistische Leistung, eine Pyramide zu errichten, scheint selbst uns mit modernen Mitteln eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Es darf nicht vergessen werden: Die Zeit war begrenzt. Der Pharao errichtete sein eigenes Grabmal. Mehr als 30 Jahre für den Bau zu veranschlagen, wäre unrealistisch gewesen angesichts der zu erwartenden Lebensdauer.

 

Die Cheopspyramide

CheopspyramideUrsprünglich hatte die Cheopspyramide eine Höhe von 145,75 Metern - im Laufe der Zeit hat sie rund zehn Meter eingebüßt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war sie damit das höchste Bauwerk der Welt. Der Untergrund ist praktisch völlig plan. Die Seitenlängen betragen exakt 229 Meter. Die Fehlertoleranz der Längen beträgt weniger als 0,1 Prozent, im Ganzen nicht mehr als 20 Zentimeter!

Es gibt verschiedene Angaben zur Länge. Die Zahlen variieren um einige Zentimeter. Da die anderen Maße des öfteren Anlass zu "Zahlenspielchen" gaben, habe ich sie hier nicht berücksichtigt. Es macht nicht wirklich einen Unterschied. Rund 2 Millionen Blöcke wurden verbaut, von denen die meisten mehr als 2 Tonnen wiegen. Auf der Grundfläche der Pyramiden fänden die fünf größten Kirchen der Welt zusammen Platz. Dabei ist die Pyramide exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Präzision ist geradezu Ehrfurcht gebietend.

Werkzeug

Die Werkzeuge der Pyramidenbauer waren überraschend einfach. Lange Zeit wurde gemutmaßt, Metallsägen und Diamantschleifer seien verwendet worden - dafür fanden sich jedoch keine Indizien. Allem Anschein nach schlugen die Steinmetze die Monolithen mit Dolormithämmern aus dem Fels - eine unglaubliche Kraftleistung.

Zur Bearbeitung der Blöcke fanden Hammer und Meißel Verwendung, des weiteren benutzten die Pyramidenbauer Sägen, Schleifsteine, Maurerkellen, Lote und einfache Bohrer. Wo dies möglich war, bediente man sich einfacher Tricks. So konnten Quader vom Fels zum Beispiel auch so getrennt werden: Entlang einer Linie bohrte man Löcher. In diese steckte man Holzscheite. Übergoss man die Scheite mit Wasser, quollen sie auf und sprengten den Stein - alles eine Frage der Erfahrung.

 

Das Transportproblem

Die Aufgabe, rund zwei Millionen jeweils tonnenschwere Blöcke durch die Wüste zu transportieren, ist an sich schon schwierig genug. Allem Anschein nach kannten die Ägypter aber noch nicht einmal das Rad. Damit fallen so hilfreiche Dinge wie Karren und Flaschenzüge aus der Liste der Optionen. Wie also haben die Ägypter die Blöcke gehoben? Es wurde an verschiedenen Stellen über das Transportproblem nachgedacht. Das Ergebnis dieser Überlegungen hätte unterschiedlicher nicht sein können. Während eine Fraktion die Unmöglichkeit postuliert, die zweite sagt: Keine Ahnung wie die das gemacht haben, rechnen andere einfach vor, wie es funktioniert haben könnte. Einigermaßen überraschend war es danach kein Problem, eine Pyramide im angegebenen Zeitraum zu errichten.


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Einen zweieinhalb Tonnen wiegenden Monolithen zu heben, mag schwer sein; ihn eine Rampe hochzuziehen, ist jedoch etwas völlig Anderes. Es braucht nicht einmal 20 Arbeiter für diese Aufgabe. Das Argument, dass sich Tausende von Arbeitern gegenseitig behindert hätten, lässt sich mühelos entkräften. Um die erforderliche Menge von Steinen herbeizuschaffen, bedarf es weniger Leuten, als angenommen. Selbst bei einer Taktgeschwindigkeit von einem Stein alle zwei Minuten, bliebe genügend Abstand zwischen den Schlitten. Wer sich für Details interessiert, wird auf der Homepage von Frank Dörnenburg fündig.

 

Kein Problem also?

Dass etwas technisch machbar ist, heißt nicht, es ist kein Problem. Der Bedarf an Ressourcen, an Material und Menschen, war gewaltig. Es bedurfte eines immensen Willens, einen solchen Monumentalbau zu errichten. Nur die Macht eines absolutistischen Herrschers konnte die Energien eines ganzen Landes auf eine solche Aufgabe konzentrieren.

Wie Kräfte zehrend es war, zeigt die weitere Geschichte des Landes. Am Ende der IV. Dynastie war die Zeit der großen Pyramiden vorbei. In der V. und VI. Dynastie erreichten die Pyramiden "nur" noch 50 Meter an Höhe. Am Ende der VI. Dynastie befand sich das Land am Rande des Zusammenbruchs. Das einstmals mächtige Reich war völlig ruiniert und versank im Chaos. In der ersten Zwischenzeit herrschte Aufruhr und Krieg. Es dauerte fast 200 Jahre, bis das Reich wieder geeint war.

 





Grabmal?

Die Zweifel an der Interpretation der Pyramiden als Grabmale des Herrschers wurden schon angesprochen. In den großen Pyramiden gibt es praktisch keine Beschriftungen; Aufzeichnungen über den Bau sind Mangelware. Dokumente aus der V. Dynastie enthalten allerdings einige interessante Hinweise.

Der Beamtenapparat blähte sich mehr und mehr auf. Im Zuge der Schwächung der Pharaonen bekam die politische Kaste immer größere Macht. Der Totenkult nahm immer skurrilere Ausmaße an. Jedem Pharao wurden nach seinem Tod Opfer gebracht. Eigene Priester kümmerten sich um den Kult. Mit jedem Pharao wuchs der Aufwand für die Opfer.

Es hört sich doch ganz so an, als seien die Pyramiden Grabmäler: Die steinernen Monumente verewigten den Namen des Pharaos. Die Behauptung, dass die Pyramiden völlig leer waren, stimmt nicht. Es wurden zumindest Mumienreste oder -teile gefunden. Auch in den alten Beschreibungen finden sich Hinweise auf Mumien.

Der Fund von Mumien schließt nicht aus, dass die Pyramiden noch eine andere Funktion hatten. Wir dürfen aber beim derzeitigen Stand des Wissens davon ausgehen, dass sie als Grab benutzt wurden, alles andere ist Haarspalterei. Wie die Pharaonen auf die abstruse Idee kamen, einen solchen Moloch zu errichten, bleibt ihr Geheimnis.


 







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