Christo Redentor - Die Christus der Erlöser Statue in Rio de Janeiro
Die Christus Statue - Wahrzeichen von Rio de Janeiro - ist die wohl größte Überraschung in der Liste der neuen "Wunder". Der Redentor ist sicher beeindruckend und eines der berühmtesten Wahrzeichen der Welt, als Wunder würde ich ganz persönlich es nicht bezeichnen. Die Weltwunder markieren in ihrer klassischen Definition ja herausragende Leistungen auf einem bestimmten Gebiet. Da kann die Statue höchstens mit der Aussicht punkten.
Bild: Wikipedia
|
Man könnte einwenden, dass streng gesprochen sie diesen Anspruch erfüllt - sie gilt als die größte Art Deco Statue der Welt - ein ganz klein wenig an den Haaren herbeigezogen wäre es aber schon. Inklusive des 9,50 Meter Sockel ist sie stolze 39,60 Meter hoch. Fast beeindruckender ist jedoch die Spannweite der Arme: 30 Meter. Alles in allem ist die Statue 1145 Tonnen schwer, besteht im Kern aus Beton und ist mit einem Mosaik aus Steatit überzogen. Im Sockel befindet sich seit 2008 eine kleine Kapelle, in der auch Taufen und Hochzeiten abgehalten werden können.
Errichtet ist die Statue steht auf dem Gipfel des rund 700 Meter hohen Corcovado. Das und die damit verbundene Aussicht über Rio de Janeiro und die Copacabana macht einen erheblich Teil ihres Charmes aus. Die Statue hätte es sicher nicht zur globalen Ikone gebracht, wenn Sie im Hinterhof irgendeiner Kathedrale errichtet worden wäre. Der Corcovado befindet sich übrigens im Nationalpark Tijuca-Wald.
Das Design der Erlöserstatue geht auf den Bauingenieur Heitor Silva Costa zurück. Kopf und Hände wurden anhand von Gipsmodellen hergestellt. Diese wiederum wurden vom französischen Bildhauer Paul Landowski angefertigt.
Brasilien Reisen auf Touring-Amerika.de
Geplant war die Aufstellung zum 100. Jahrestag von Brasilien. Die Idee zur Errichtung einer überdimensionalen Christusstatue war zu dem Zeitpunkt schon etwas älter. Angeblich regte der katholische Priester Pedro Maria Boss den Bau an. Er bemühte sich seinerzeit um Finanzierung bei Prinzessin Isabel, auch bekannt als Kaiserin Isabel I. von Brasilien. Im kollektiven Gedächtnis wird sie wohl eher als Isabel die Erlöserin bleiben, schließlich läutete sie das Ende der Sklaverei in Brasilien ein.
Im Jahre 1888 unterzeichnete sie die Lei Áurea (goldenes Gesetz), welches zumindest de jure die Sklaverei abschaffte. In Anerkennung verlieh ihr Papst Leo XIII. übrigens die "Goldene Rose", die für besondere Verdienste um die katholische Kirche vergeben wird. Von der Idee mit der Christusstatue hielt Isabell dagegen nichts.
Endgültig verworfen wurde der Plan mit Gründung der Republik und der damit einhergehenden Trennung von Kirche und Staat.
Nun ist in dieser unserer Welt so gut wie nichts endgültig und so kam die Idee fast zwangsläufig wieder auf. 1921 ging der Katholische Zirkel von Rio mit dem Plan an die Öffentlichkeit und organisierte auch gleich Benefizveranstaltungen, um Geld für das Projekt zu beschaffen. Semana do Monumento nannten sie diese, Denkmalwochen. Die Idee kam vor allem bei den lokalen Katholiken gut an und so wurde es beschlossen.
Ein guter Anlass fand sich auch, schließlich stand die 100 Jahr Feier der brasilianischen Unabhängigkeit an. Ganz so großzügig waren die Katholiken dann doch nicht. Der Bau verzögerte sich wegen finaziellen Engpässen um fast zehn Jahre. Gebaut wurde am Ende vor allem dank der Zuwendungen der Erzdiözese Rio, einer großzügigen Spende des Vatikans und - wer hätte das gedacht - den Franzosen. Die waren für so eine Idee ja immer zu haben, wie die Freiheitsstatue in New York eindrucksvoll beweist.
Ursprünglich wurden verschiedene Designs diskutiert. Es gab Vorschläge, ein überdimensionales Kreuz zu errichten oder einen Jesus mit einem Globus in den Händen, der auf einem Podest steht, welches seinerseits die Welt symbolisiert. Am Ende entschied man sich für die Jesusfigur mit ausgebreiteten Armen. Hat ja auch was.
Bild: Wikipedia
Nach neunjähriger Bauzeit wurde die Statue am 12. Oktober 1931 endlich eingeweiht, 2007 wurde sie zu einem der Neuen Weltwunder gewählt.
Eine kleine Anekdote am Rande noch. 2006 schlug während eines schweren Gewitters, das schwere Verwüstungen in Rio verursachte, von einem Blitz getroffen. Die Erlöser-Statue überstand den Einschlag unbeschadet. Der Überzug aus Steatit wirkte wie ein Blitzableiter.
Trivia:
In Bolivien findet sich der knapp über 40 Meter hohe Cristo de la Concordia, genauer gesagt in Cochabamba. Es ist eine ziemlich genaue Kopie des brasilianischen Erlösers. Vermutlich wurde sie einzig und ausschließlich gebaut, um den Nachbarn eins auszuwischen. Mit einer Gesamthöhe von 40,44 Metern und einer Spannweite von 32,87 ist sie minimal größer als das Original und hat dem Redentor den Titel "Größte Christusstatue der südliche Hemisphäre" abgejagt.