Die großen Pyramiden von Gizeh
Unser letztes Wunder ist ein alter Bekannter und das im wahrsten
Sinne des Wortes. Schon auf den alten Listen zum Beispiel von
Antipater von Sidon oder Philon von Byzanz standen die Pyramiden an
allererster Stelle. "Jedes Lebewesen in der Welt fürchtet die
Zeit - die Zeit aber fürchtet die Pyramiden", sagt da ein
Sprichwort und so scheint es zu sein. Viereinhalb Jahrtausende nach
ihrer Erbauung beherrschen sie immer noch das Panorama von Gizeh,
majestätisch, mächtig und scheinbar für alle Ewigkeit.
Da Sie schon exklusives Mitglied der alten Liste waren und
dementsprechend ausführlich besprochen wurden auf "
Die
Sieben Weltwunder der Alten Welt", wollen wir hier eher
auf einige neuere Entwicklungen eingehen und ein paar Sachen
nachtragen.
Der eifersüchtige Wächter
Der Grund warum sie es als einziges auch in die engere Auswahl zu
den neuen Weltwundern schafften ist ganz einfach: Im Gegensatz zu
den sechs anderen Wundern der Alten Welt, haben die Pyramiden den
Sturm der Zeiten fast schadlos überstanden. Das adelt sie und ganz
sicherlich haben die Pyramiden von Gizeh - und nur um die geht es -
jede Ehre verdient. Dass Sie schließlich von der Kandidatenliste
gestrichen und zum "Ewigen Weltwunder" gewählt worden ist zwar etwas
seltsam, irgendwie aber auch OK.
Nun
ist dieses Hickhack natürlich etwas seltsam und so wollen wir kurz
berichten, wie es dazu kam? Es begann damit, dass der oberste
Wächter der ägyptischen Altertümer von Webers Idee nicht halb so
begeistert war wie wir und dem "Neue Weltwunder Komitee" einen
entsprechenden Empfang bereitete. Er schäumte vor Wut, dass sich
"seine Pyramiden" einer erneuten Abstimmung stellen sollten und
bezeichnete die Veranstaltung als einen PR-Stunt zugunsten der
Tourismusindustrie. Und das, obwohl sie es wohl mühelos geschafft
hätten. Weber gab schließlich nach und nahm die Pyramiden aus der
Liste und erklärte sie zum "ewigen Weltwunder". Nun kann ich nicht
mit Bestimmtheit sagen, ob sich besagter Direktor der Ägyptischen
Altertümer wieder beruhigt hat, allerdings ist er auch kein
Unbekannter und fiel schon des Öfteren durch seine Arroganz und
Profilsucht auf. Die Rede ist von Zahi Hawass und der Name dürfte
einigen Leuten durchaus ein Begriff sein, spätestens seit der
Geschichte mit Rudolf Gantenbrink und der ominösen Tür, die
Letzterer in einem der angeblichen "Luftschächte" entdeckt hatte.
Ich möchte zunächst ein paar Worte zu Zahi Hawass verlieren, in
Anbetracht seiner Bedeutung für die Ägyptologie scheint das
angebracht. Ohne ihn geht im Reich am Nil nichts, zumindest vom
archäologischen Standpunkt. Leider nutzt er das relativ schamlos aus
und hat sich schon eine ganze Reihe von Fehden mit Wissenschaftler
aus aller Welt geliefert. Hawass hält sich schließlich für die
größte womöglich sogar einzige Autorität auf dem Gebiet der
Ägyptologie und er hat immensen Einfluss auf das moderne Bild des
Alten Ägypten. Er bestimmt wer wo graben darf, erteilt Genehmigungen
und entzieht sie, in mancher Hinsicht bestimmt er auch, was von den
Funden an die Öffentlichkeit kommt und was nicht. Das klingt nicht
nur gefährlich, das ist es auch.
Zusammen gefasst läuft es darauf hinaus: Was Hawass nicht passt,
wird passend gemacht und wer ihm widerspricht fliegt raus. Ein
prominentes Opfer ist der britische Archäologe Nicolas Reeves. Bis
ins Jahr 2002 leitete er ein groß angelegtes Projekt im Tal der
Könige. Das Amarna Royal Tomb Project war auf der Suche
nach noch verborgenen Grabkammern und damit am Ende sogar
erfolgreich.
Auf noch ungeklärte Weise kamen plötzlich Gerüchte auf, Reeves habe
unerlaubter Weise wertvolle Funde veräußert. Der britische
Archäologe ist immerhin einer der renommiertesten Experten für das
Tal der Könige, der Vorwurf ein Affront. Und tatsächlich bestätigten
sich die Gerüchte nicht, doch änderte das nichts an der Tatsache,
dass Reeves aus dem Tal verbannt wurde und blieb. Das dürfte ihn
besonders geärgert haben, als 2006 tatsächlich eine Grabkammer
(KV63) mit immerhin sieben vergoldeten Sarkophagen gefunden wurden.
Um das Grab gab es auch gleich Streit und wir dürfen raten, wer in
einer großen ägyptischen Tageszeitung genüsslich über Streitigkeiten
und Kompetenzgerangel innerhalb des Grabungsteams schwadronierte.
Die Rede ist natürlich von Zahi Hawass. Allerdings ist das nichts im
Vergleich zu dem, was er mit besagtem Rudolf Gantenbrink anstellte.
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