Machu
Picchu
Die Bergfeste der Inka muss man wohl niemandem vorstellen. Die Inkafeste
ist die wohl spektakulärste Anlage ihrer Art nicht nur in Peru
sondern wohl der ganzen Welt. Sie liegt in etwa 2450 Metern Höhe
und das bedeutet und hat unter allen Wundern dieser Erde die schönste
Aussicht. Bis zu 500.000 Touristen zieht Machu Picchu jährlich
an. Damit ist die Stätte zwar einer der wichtigsten Devisenbringer
Perus, wenn die Regierung allerdings nicht bald etwas zum Schutz
der Anlage unternimmt, wird sie wohl bald ganz für den Besucherverkehr
geschlossen werden müssen. Diese Erkenntnis scheint sich langsam
durchzusetzen, ein geplantes Seilbahnprojekt konnte in letzter Minute
gestoppt werden.
Machu
Picchu heißt übersetzt "Der alte Berg". Auch
wenn die Vokabel "entdeckt" es eigentlich nicht ganz trifft,
gilt der US-amerikanische Historiker Hiram Bingham heute
als "Entdecker" der Anlage. Sagen wir mal so, er hat die
Kunde davon, in den Westen getragen, so geschehen im Jahre 1911.
Wir wollen ihm trotzdem ein paar Zeilen widmen.
Bingham
erste Reise nach Südamerika war als Vertreter seines Landes
beim ersten panamerikanischen Kongress 1908 in Chile. Fasziniert
von Land und Leuten bereiste er darauf große Teile des Kontinents
auf dem Rücke eines Pferdes. Er wandelte auf den Spuren von
Simon Bolivar, bei einer anderen Gelegenheit folgte er der alten
kolonialen Handelsroute von Buenos Aires nach Lima.
In
der Andenregion hörte Bingham natürlich auch von den sagenhaften
Schätzen der Inka. Die Legende berichtet, dass die Inka einen
Großteil ihrer Schätze vor den Spaniern in Sicherheit
bringen konnten, als sie sich ins sagenumwobene Willkapanpa
(Vilcabamba) zurückzogen. Das Wort ist Quechua und bezeichnet
einen "heiligen Ort" oder auch "Akazien-Ort".
Es ist die sagenhafte letzte Feste der Inka.
Nachdem 1536 Manco Cápac II. zum Widerstand gegen
die Spanier gerufen hatte, sein Versuch die Spanier zu überwältigen
jedoch fehl schlug, zog er sich mit seinem Heer in die scheinbar
uneinnehmbare Bergfeste zurück. Von dort setzte man den Widerstandskampf
fort.
Nach
seiner Ermordung führten zunächst seine Söhne den
Widerstandskampf, 1570 bestieg Túpac Amaru den Thron
der Inka. Seine Regentschaft stand jedoch unter keinem guten Stern.
Am 24. Juli 1572 fiel die Feste und wurde zerstört.
Dem
König gelang zunächst die Flucht. Mit ein paar Leuten
fand er Unterschlupf bei den Maranries, einem Indianerstamm im Amazonasbecken.
Durch Verrat wurde er schließlich doch noch gefasst. Trotz
anderslautender Versprechungen wurde er am 24. September 1572 auf
dem Plaza de Armas in Cuzco hingerichtet. Zu seiner Enthauptung
versammelten sich mehrere tausend Inka-Indianer. Er war der letzte
"Sohn der Sonne".
Zu
Zeiten Binghams zumindest war der Glaube an den Schatz der Inka
fest in den Köpfen der Andenbewohner verankert. Entschlossen,
diesen Schatz zu finden, machte Bingham sich an das Studium der
alten Quellen und Aufzeichnungen. Er wühlte sich durch die
alten Chroniken und studierte die spanischen Archive auf Hinweise
auf die Rückzugsstätte des letzten Herrschers.
Im
Jahre 1911 kehrte er schließlich nach Peru zurück. Offiziell
wollte er die Geologie und Botanik des Landes studieren, man darf
aber wohl davon ausgehen, dass es eigentlich der Gedanke an Willkapanpa
war, der ihn nach Peru brachte.
Heute
nur noch eine Fußnote der Geschichte, nichtsdestotrotz wahr
ist, dass ihn im Endeffekt nicht das intensive Forschen ans Ziel
brachte, sondern ein Tipp des Rektors der Universität von Cusco
(Albert Giesecke).
Statt
Chroniken zu wälzen, betrieb er nun Feldforschung. Es gab Gerüchte
über einen armen Bauern, der vorgab, auf dem Gipfel des Alten
Berges Ruinen gesehen zu haben. Eine Polizeieskorte im Geleit suchte
Bingham Melchor Arteaga auf und heuerte ihn als Führer an.
Arteaga
führte den Amerikaner zur Hütte von Anacleto Alvarez und
Toribio Recharte. Sie bewirtschafteten die wohl schon von den Inka
angelegten Terrassen an den Hängen des Machu Picchu. Einer
ihrer Jungen führte Bingham zum vermeintlichen Willkapanpa.
Und so geschah es, dass am 24. Juli 1911 Hiram Bingham Machu Picchu
"entdeckte". Er ging fest davon aus, dass er die legendäre
Feste des letzten Inkas entdeckt hatte, wir wissen heute, dass dies
ein Irrtum war.
Willkapanpa
Das
echte Willkapampa - davon gehen wir jedenfalls aus - liegt 35 km
nordwestlich von Machu Picchu inmitten von steilaufragenden Bergen
zwischen den Flüssen Urubamba und Río Apurímac.
Einheimische nennen die Stadt Corihuayracamba, erst 1999 entdeckte
der britische Fotograf und Forscher Peter Frost den Ort bei einer
Wanderung.
Er
führte eine Gruppe von Archäologen in das entlegene Gebiet,
als die in Vilcabamba eintrafen, war die Stadt allerdings schon
geplündert worden. Neben rund 100 Gebäuden fand man ein
paar Skelette, Werkzeuge und einige Tonwaren. Wenn es jemals einen
Goldschatz gab, war er lange fort. Trotzdem waren die Archäologen
nicht zu enttäuscht, was sie fanden war den vier Tage Fußmarsch
allemal wert. Die Siedlung wurde um eine Silbermine herum errichtet,
die noch bis in die siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts
von den Einheimischen ausgebeutet wurde. Von "Entdeckung"
kann man wiederum also nur bedingt sprechen.
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- Der
Untergang der Inka
- Der
Alte Berg