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Die Errichtung

Eine monumentale Bronze zu konstruieren, ist - auch wenn sie "nur" aus Kupferblech besteht - kein Kinderspiel. Es wurde vereinbart, dass sich die Franzosen um die Fertigstellung der Statue kümmern und die Amerikaner um Entwurf und Bau des Sockels. Zu einer der größten Herausforderungen entwickelte sich dabei tatsächlich die Finanzierung des Prestigeprojektes.


Freiheitsstatue: Wichtige Touren und Tickets


In Frankreich wurden die Gelder zu einem großen Teil durch die öffentliche Hand, aber auch verschiedene Benefizveranstaltungen und nicht zuletzt eine Lotterie aufgebracht. Getreu dem amerikanischen Geist verließ man sich auf der anderen Seite des Atlantiks auf den Spendenwillen von Privatleuten. Das Ergebnis war desaströs.

Wilbur Wright umfliegt die Freiheitsstatue im Jahre 1909

Trotz Benefizveranstaltungen, Kunstausstellungen, Auktionen und gar Preisboxveranstaltungen kam nicht einmal annähernd genug zusammen. Joseph Pulitzer (ja der Name klingt vertraut) wurde es schließlich zuviel. Er stellte seine Zeitschrift "The World" zur Verfügung, um die Spendenbereitschaft etwas anzukurbeln.

In Kolumnen teilte er kräftig nach allen Seiten aus. Dabei schalt er die Bürger, die sich auf die Generosität der Vermögenderen verließen mindestens ebenso, wie die Knauserigkeit der Reichen. Seine Kampagnen hatten schließlich Erfolg. Rund 50.000 Menschen ließen sich erweichen und als Spender in entsprechende Listen eintragen. Am Ende trugen also arm und reich ihren Teil bei, man muss die Leute halt bei der Ehre packen.

Im August 1885 stand die Finanzierung und endlich konnte es mit dem Sockelbau losgehen. Der Ort der Errichtung wurde auf ausdrücklichen Wunsch von Bartholdi durch William Tecumseh Sherman ausgewählt, einem der berühmtesten Generäle des amerikanischen Bürgerkrieges.

Entworfen wurde er durch Richard M. Hunt. Er ist klassizistisch gehalten und folgt dem sternförmigen Grundriss des alten Fort Bedloes. Nach seiner Fertigstellung war der Sockel stolze 55 Meter hoch. Am 22. April 1886 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, der Beton für den Sockel stammte übrigens aus Deutschland.

Mit ganz anderen Problemen kämpften derweil die Franzosen, der schwierigere Teil lag allerdings auch bei ihnen. Für ein Projekt dieser Größe gab es keine Erfahrungswerte. Auch wenn man sich mit der Statue auf den berühmten Koloss von Rhodos berufen wollte, nahm man vom Bronzeguss schließlich Abstand. Ansonsten wäre das Projekt wohl am schieren Gewicht gescheitert. Immerhin musste man die Statue noch verschiffen und nach Amerika schaffen. Man entschied sich also für Kupferblech. Es ist erheblich leichter, formstabil und wetterbeständig. Damit bot es sich geradezu an für das Großprojekt.

In mehreren Schritten wurde der ursprünglich winzige Entwurf Bartholdis bis auf 11 Meter vergrößert, immer mehr Feinheiten wurden dabei herausgearbeitet. Dieses größte Modell wurde in 300 Segmente zerlegt und die einzelnen Teile dann auf die endgültige Größe gebracht. Tischler fertigten hölzerne Positive an, auf die wurde das Kupferblech gelegt und gehämmert.

Das vergrößerte Modell der linken Hand, welche symbolisch die Unabhängigkeitserklärung trägt. Foto "Album des Travaux de Construction de la Statue Colossale de la Liberte destinee an Port de New-York," 1883. (Quelle: NPS Historical Handbook)

Die Außenhaut war natürlich aber nur die halbe Miete. Eine echte Herausforderung war wie erwähnt das Stützgerüst, auf dem diese später angebracht werden sollten. Kein Geringerer als Gustave Eiffel machte sich darum verdient.

Seine Konstruktion mit einem statischen Kern auf den ein ganzes Geflecht von Träger gesetzt wurde, die jede der Kupferplatten stützen und in Form halten mussten, war ein kleines Meisterwerk für sich.

Sie trägt das immense Gewicht, allerdings war es damit allein nicht getan. Jedes Segment muss an seinem bestimmten Platz gehalten werden, die unterschiedlich Windlast tragen und trotzdem genügend Spielraum für die thermische Verformung bei unterschiedlichen Außentemperaturen bieten. Eiffel verfügte natürlich über ein gerüttelt Maß an Erfahrung mit Stahlkonstruktionen und fand eine perfekte Lösung für jedes Problem. Schließlich sollt der "moderne Kolossus" etwas länger halten, als sein antikes Vorbild. Selbst an einen Blitzableiter wurde gedacht. Diese Funktion übernahmen Kupferstangen.


Ein Problem, das letztlich sogar fatal hätte werden können, war die sogenannt galvanische Korrosion, wenn Eisen und Kupfer miteinander in Berührung kommen. Zum Glück antizipierte Bartholdi dieses und trennte die beiden Metalle durch lackierte Asbestschoner. Ansonsten hätten sich das Material an den Verbundstellen innerhalb kürzester Zeit aufgelöst, man bedenke nur die Folgen. Schließlich war die Freiheitsstatue nicht als Mahnmal moderner Kunst oder menschlichen Größenwahns gedacht. Zum Glück hatte Bartholdi in der Schule aufgepasst, er war ein Meister seines Faches.


Nach der Fertigstellung des Stahlskeletts stellte Bartholdi auch noch fest, dass der gestreckten Arm zu dicht am Kopf der Statue saß. Vermutlich ohne Eiffel deswegen zu kontaktieren, wurden die entsprechenden Modifikationen am Träger vorgenommen. Schließlich passte alles und der Meister war es zufrieden.

Im Jahre 1884 wurde die Statue erstmals zusammengesetzt, allerdings nicht in New York wie man eigentlich denken sollte. Man entschied sich für einen Probelauf in Paris, bevor man sich auf die lange Reise über den Atlantik machte. Alles gelang und so wurde der Koloss wieder abgebaut und verschifft.

1885 lief die Fregatte Isère mit den 350 Einzelteilen der Freiheitsstatue im Hafen von New York ein. Eingeweiht wurde Miss Liberty am 28. Oktober 1886.




Die Idee der Schenkung geht übrigens auf den Rechtswissenschaftler Édouard René Lefebvre de Laboulaye zurück. Ganz uneigennützig war sie ursprünglich wohl nicht. Das prosperierende Frankreich sah es gar nicht gern, dass französische Kultur und Sprache so gar keine Rolle in der aufstrebenden jungen Nation spielten. Nur wenige Franzosen wanderten in die USA aus, mit dem Geschenk wollte man sich in Erinnerung bringen und den Geist der angeblich so traditionellen franko–amerikanischen Freundschaft beschwören. Nun ja.


Ihrer ursprünglichen Rolle, an die Befreiung der Sklaven zu erinnern, wurde Miss Liberty nie gerecht. Sie avancierte zum Symbol der Neuankömmlinge und Wahrzeichen New Yorks, wenn nicht der gesamten USA. Sie begrüßte ganze Heerscharen dringend benötigter Einwanderer, die nach und nach den amerikanischen Kontinent kolonisieren sollten.

"Kommet alle zu mir – die Müden, die Armen, die bedrückten Massen, die es nach freier Luft gelüstet", steht auf dem Sockel. Irgendwie passt es dann also doch.

 

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