Die 
              Sphinx - ein kleiner Nachtrag
              
              Schicken wir es gleich einmal vorweg - beide Schreibweisen sind 
              richtig. Es kann sowohl der als auch die Sphinx heißen. Da 
              es für mich schöner klingt, bleibe ich bei der weiblichen 
              Form.
            Die 
              Sphinx ist der vielleicht markanteste Teil des Pyramidenkomplexes. 
              In ihrer unerschütterlichen Ruhe verbreitet sie einen Hauch 
              von Mystik. Auf einem Löwenkörper ruht ein Pharaonenkopf, 
              den Blick nach Osten gerichtet. Auf die Diskussion, ob dieser Kopf 
              eine "moderne" Ergänzung ist oder nicht, möchte 
              ich hier nicht eingehen. Auch wenn es ein paar auf den ersten Blick 
              unerklärliche Details an der Sphinx gibt, glaube ich nicht 
              so recht an das extrem hohe Alter, wie es zum Beispiel von John 
              West postuliert wurde. 
            Der 
              stütze sich dabei auf eine Überlegung von auf Dr. Robert 
              Schoch, der wiederum die These vertritt, dass die Verwaschungen 
              an der Sphinx von Regenwasser stammen müssen. Wir brauchen 
              das nicht weiter ausführen, das wurde an anderer 
              Stelle schon in aller Breite getan.
            
            
              
Wir 
              gehen im Allgemeinen davon aus, dass Pharao Chephren die Sphinx 
              erbauen ließ, es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie 
              sogar schon auf den großen Cheops zurück geht.
            Die 
              Figur ist etwas über 73 Meter lang, 6 Meter breit und bemerkenswerte 
              20 Meter hoch. Allein die vorderen Tatzen haben eine Länge 
              von etwa 15 Metern. Farbreste deuten darauf hin, dass die Figur 
              ursprünglich bemalt war. Mit Sicherheit wissen wir, dass sie 
              aus einem Kalksteinhügel gehauen wurde. Die unterschiedliche 
              Verwitterung stammt genau daher. In dem Hügel gab es verschiedene 
              Schichten. Vermutlich ist auch das etwas seltsame Aussehen dieser 
              Tatsache geschuldet.
            Eine 
              These besagt, dass nicht der Kopf verhältnismäßig 
              klein, sondern der Rumpf verhältnismäßig groß 
              ist. Das müssen wir erklären. Die Sphinx erstreckt sich 
              im wesentlichen über drei Gesteinsschichten. In Schicht I und 
              II gibt es gewaltige Risse. Einer davon zieht sich mitten durch 
              den heutigen Rumpf der Skulptur. Das dürfte auch den Arbeitern 
              aufgefallen sein, allerdings etwas zu spät. Es könnte 
              also sein, dass sie die Figur im Verlauf der Arbeiten umkonzipieren, 
              besser gesagt verlängern mussten. Rumpf, Hüften, Hinterpfoten 
              und Schwanz ließen sich nicht dort aus dem Stein treiben, 
              wo man es ursprünglich plante. Tatsache ist nämlich, dass 
              der Rumpf zu lang, keineswegs aber zu breit ist. Der Blick von Osten 
              zeigt das in aller Schönheit. Nichts deutet auf eine Disproportion 
              hin. Die gewollte Ansicht dürfte ohnehin von Osten gewesen 
              sein.
            Von 
              Süden und Westen konnte man sie nicht betrachten, im Norden 
              lag die Nekropole von Cheops Verwandtschaft, bleibt also nur der 
              Blick von Osten und da fällt die leichte Überlänge 
              nicht auf.
              
             
          
              
              Wen genau der Kopf der Sphinx darstellt, ist nicht mit letzter Sicherheit 
              zu ermitteln. Die überwiegende Mehrheit der Ägyptologen 
              favorisiert Chephren. Die Sphinx steht definitiv im baulichen Zusammenhang 
              mit dessen Taltempel und natürlich dem Sphinxtempel. Im Prinzip 
              könnte sie auch Cheops darstellen, doch selbst mit modernsten 
              Methoden lässt sich das über den Vergleich nicht sicher 
              bestimmen.
            Die 
              Sphinx fungierte vermutlich als Wächter des Pyramidenkomplexes. 
              Darauf deutet ihre Lage und es wäre auch die in Ägypten 
              übliche Funktion von Sphinxen (Sphingen ist auch richtig) gewesen.
            
              Im Griechischen galt die Sphinx übrigens als Dämon der 
              Zerstörung und des Unheils. Der Legende nach weilte sie auf 
              einem Berg außerhalb von Theben und gab vorbeikommenden Reisenden 
              ein Rätsel auf. Wer es nicht lösen konnten, wurde erwürgt 
              und gefressen. Bekanntermaßen löste Ödipus das Rätsel, 
              womit seine Probleme allerdings erst anfingen. Die Sphinx war ihrer 
              dagegen ledig, stürzte sich vom Felsen und starb.
            
              Der Komplex mit Skulptur und Tempel wurde nie ganz fertig gestellt. 
              Die Arbeiten scheinen relativ plötzlich abgebrochen worden 
              zu sein. Warum wissen wir nicht, die archäologischen Reste 
              deuten auf jeden Fall aber in die IV. Dynastie. Das passt also zur 
              vorgeschlagenen Baugeschichte.
            
            Die 
              abgeschlagene Nase geht übrigens nicht auf das Konto der Franzosen 
              wie so oft kolportiert, sondern auf den Derwisch Mohammed Saim el 
              Dar. Der hatte für Abu Hol, der damalige Name der 
              Sphinx übersetzt soviel wie der Vater des Schreckens, nicht 
              viel übrig. Noch im Mittelalter wurde die Sphinx von Teilen 
              der Bevölkerung als Gott verehrt. Der Derwisch schlug ihr daraufhin 
              die Nase ab. Wäre das also auch geklärt.
            
               
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