Symposion - Die Griechen und der Wein

Wollen Akademiker sich in geselliger Runde betrinken, veranstalten sie ein Symposion. Das ist zwar auch nur ein Gelage, klingt aber viel seriöser. Die Idee stammt natürlich von den Griechen.

Das Symposion war den Griechen heilig. Im Männerraum wurden Freundschaften gepflegt, Politik gemacht, geredet und natürlich zünftig getrunken. Trinkgelage waren eine hochritualisierte Angelegenheit, Geselligkeit ging den Griechen über alles.

Damit die regelmäßigen Gelage in angenehmer Atmosphäre stattfinden konnten, wurde in griechischen Häusern ein Extraraum nur für die Männerzusammenkünfte eingerichtet. Dieser Männerraum (andron) hatte ringsherum eine Art Stufe, auf die für das Gelage Kissen gelegt wurden. Die Teilnehmer saßen so in einer Art Kreis. Der Raum war ansonsten leer, nichts störte den für die Kommunikation so wichtigen Blickkontakt unter den Teilnehmern.

Männer unter sich

Symposien waren in bester griechischer Manier eine reine Männerangelegenheiten, Ehefrauen oder Töchter hatte hier nichts verloren. Das heißt natürlich nicht, dass keine Frauen anwesend waren. Schließlich braucht man Unterhaltung und so lud man Akrobatinnen, Tänzerinnen und ganz selbstverständlich auch Beischläferinnen ein.

Die Atmosphäre im andron war intim. Die Wände waren oft bemalt mit verschiedenen Symposionszenen, Männern die Wein aus prächtigen Trinkschalen tranken zum Beispiel. Nichts lenkte die Teilnehmer ab von ihrem Geschäft, kein Tageslicht konnte von einer durchzechten Nacht künden, kein Hahneschrei weckte die Trinker.

Die Gesprächsthemen bei den Symposien waren eher "klassisch": Liebe und Sex, Genuss und Trinken. Natürlich wurde auch mal über die Schwächen der Mitbürger gescherzt, Themen des Alltags, vielleicht auch der Politik erörtert.

Im Symposion begegnen wir einer Männerwelt, alles war ausgerichtet auf die Interessen des starken Geschlechts. Zahllose Anekdoten, ganze Bücher haben sich schon in der Antike dem Thema gewidmet.

Sokrates

Von seinen Biographen Plato und Xenophon erfahren wir, dass der große Philosoph ein häufiger und gern gesehener Gast war. In Platos Symposion (dtsch. Das Gastmahl) trifft sich eine Runde von Freunden, unter ihnen selbstverständlich Sokrates, und diskutiert bewegende Themen. Wenig überraschend lernen wir etwas aus dem Werk, unser Weltbild wird erhellt vom Scharfsinn des großen Philosophen.

Auch aus der Feder Xenophons ist ein Symposion auf uns gekommen. Auch hier trifft sich die Runde im Hause eines Freundes, auch hier spricht man über die Themen, die bewegen. Allerdings geht es bei Xenophon etwas sagen wir mal legerer zur Sache. Wir erfahren zum Beispiel etwas über die Gemahlin des Sokrates und es hat den Anschein als verdanke Xanthippe ihren sprichwörtlich schlechten Ruf genau dieser Textstelle.


"Warum nur Sokrates ... erziehst dann nicht auch du in dieser Erkenntnis Xanthippe, sondern hast an ihr die unverträglichste Frau von allen, die es gibt - ja, ich glaube , sogar von allen, die es gegeben hat und geben wird? - Weil ich sehe, antwortete er, daß Leute, die gute Reiter werden möchten, sich nicht die gutmütigsten Pferde, sondern die feurigen nehmen. Sie glauben nämlich, wenn sie die zu meistern imstande sind, werden sie es mit anderen Pferden leicht haben. Und da ich mit Menschen leben und umgehen wollte, habe ich mir diese Frau genommen; denn ich wußte genau: wenn ich die ertragen kann, werde ich mit allen anderen leicht auskommen." (Xenophon, Das Gastmahl, 10)

Das hört sich doch sehr viel eher nach einem Gespräch zwischen einem Haufen betrunkener Männer an. Dabei war in der Theorie natürlich das Trinken Nebensachen.

Trinken nach Vorschrift

Das eigentliche Symposion, also nachdem das Essen abgeräumt war, begann mit einem Trankopfer (Libation) unvermischten Weins und es war dies die einzige Gelgenheit, bei der unvermischten Wein zu trinken schicklich war. Zur Erläuterung sei erwähnt, dass der griechische Wein jener Tage sehr stark war. 17 Prozent Alkoholgehalt dürften keine Seltenheit gewesen sein.

Auch wurde vorab bestimmt, wieviel Wein man trinken wollte. Jeder Teilnehmer nahm exakt dieselbe Menge mit Wasser vermischten Weins zu sich. War die festgelegte Menge getrunken, wurde das Symposion aufgelöst.

Über die Einhaltung wachte der Symposiarch. Er war es auch, der das Mischen des Weins im sogenannten krater, einer Art überdimensionalen Weinbechers, überwachte. Je nach Geschmack wurde kaltes oder warmes Wasser hinzugegeben, der Wein bei Bedarf im psykter, einem Kühlgefäß, auf Trinktemperatur gebracht.

Nachdem der Wein vermischt war, wurde er in eine oinochoe (Kanne) umgefüllt und von Sklaven in die Trinkschalen der Gäste ausgeschenkt. Bei größeren Gelagen ernannte man sogar noch einen Weinbeobachter, der darüber wachte, dass alle dieselbe Menge tranken.

Aus einem Theaterstück kennen wir die empfohlene Menge: 3 krateres, einen für die Gesundheit, einen für die Liebe und den Wohlgenuss und den dritten zum Schlafen. Danach sollten kluge Gäste nach Hause gehen.

Alle Theorie ist grau

Es bedarf keiner Erwähnung, dass in der Praxis die meisten der Gelage nicht nach einem so verständigen Muster abliefen. In aller Regel stoppten die Trinker nicht nach dem dritten krater und eben jene Regularien, die das Symposion in geordneten Bahnen halten sollten, brachten es erst richtig in Gang.

Spätestens nach dem fünften krater ging die Party richtig los und endete oft genug mit wüsten Schlägereien und einer zertrümmerten Einrichtung. Besonders das Herumwerfen von Einrichtungsgegenständen scheint eine verbreitete Erscheinung im Endstadium eines solchen Besäufnisses gewesen zu sein.

Dabei galt das Symposion schon in der Antike als die aristokratische Version des Gelages. In den Straßen betranken sich die "normalen" Menschen im sogenannten kapelion. Hier ging es wesentlich bunter zu und erinnert in vielem an das in der Moderne so verbreitete individuelle Trinken.

Kneipen

Die Schankstuben verkauften Wein in kleinen Mengen an den Gast am Thresen, fungierten durchaus aber auch als Großhändler für betuchtere Kunden. Völlig zu Unrecht hat die Wissenschaft das Kneipenwesen fast völlig vernachlässigt.

Die Schenken sind historisch gut belegt und dürften ein realistischeres Bild des Athener Alltagslebens vermitteln, als das Idealbild des gesitteten Symposions. Ein guter Schankwirt wurde in der Antike mit hochspezialisierten Handwerkern veglichen, schlechte fanden sich schnell dem Volkszorn ausgesetzt.

Die Namen von Schankstubenbetreibern fanden sich bemerkenswert oft auf sogenannten Fluchtäfelchen. Diese wurden bei Magiern in Auftrag gegeben und in Gräber und Felsspalten hinterlegt.

In Komödienfragmenten wurde häufig das kapelion von Nebenan erwähnt, Schankstuben waren also ein verbreitetes Phänomen und über die ganze Stadt verteilt. Die Betreiber waren meist Sklaven, die sich so eine gesicherte Existenz aufbauen konnten. Ihr Ansehen war allgemein gering, was allerdings für alle Gewerbetreibende galt.

Der Unterschied zwischen Symposion und kapelion war zum einen kultureller Natur, vor allem aber ein Klassenunterschied. Geselligkeit war markantes Merkmal beider Veranstaltungen, Exzesse gab es hier wie dort und man solle nicht glauben, dass im antiken Athen der Ruf des Symposion besser war als der des kapelion.

 

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