Die
großen Pyramiden
Dass die drei großen Pyramiden nicht aus dem Nichts entstanden,
dürfte klar sein. Es gab mehrere Vorläuferbauten. Es bedurfte
mehrerer Anläufe, bis das Design perfekt war, es finden sich
durchaus auch Fehlversuche. Mehr dazu aber auf den Sieben
Weltwundern der Alten Welt.
Es
gibt eine Theorie, dass die Pyramiden nicht zufällig an genau
der Stelle errichtet wurden, wo wir sie heute bewundern können.
Die drei großen Pyramiden sollen demnach den Gürtel des
Orion abbilden und in ihrer Position zum Nil, die genaue Position
des Sternbildes zur Milchstraße reflektieren und zwar nicht
im 3. vorchristlichen Jahrtausend sonder vor etwas über 10.000
Jahren. Demnach ging alles auf einen alten Masterplan zurück,
der seit Jahrtausenden in den Schubladen schlummerte und dann während
der 4. Dynastie ausgeführt wurde. Die Theorie geht auf Robert
Bauval zurück, der es damit zum Bestsellerautor brachte. Dass
er mit den Fakten dabei etwas großzügig ist, wurde an
anderer
Stelle schon mehrfach erläutert, ich will es also
nicht wiederholen.
Der
Autor der Seite - Frank Dörnenburg - betreibt übrigens
auch die mit weitem Abstand beste Seite zum Thema Pyramidenbau.
Wer sich für die technische Machbarkeit eines solchen Wunderwerkes
interessiert, wird dort bestens bedient. Für Verschwörungstheoretiker
mag es eine kleine Enttäuschung sein, doch der studierte Physiker
rechnet uns haarklein vor, dass es keiner sonischen Levitation
bedurfte und sollte sich einer wundern, den Begriff habe ich in
der Tat bei ihm geklaut. Ich bin ein echter Archäologe, halte
dementsprechend Computer für Hexerei und Menschen, die mehr
als die Grundrechenarten beherrschen, für halbe Kabbalisten.
Überlassen wir den technischen Teil also jenen, die etwas davon
verstehen.
Die Pyramiden - warum? Das ist eine der Frage, die es uns nie gelang
zu beantworten. Vermutlich ging es um Unsterblichkeit. Die Pyramide
war eventuell ein Vehikel, dass es dem Pharao erlaubte, seinen Platz
an der Seite der Götter einzunehmen. Auch die Mumifikation
deutet ja eine gewisse Besessenheit mit der Ewigkeit an, vieles
in Ägypten orientierte sich am Leben nach dem Tod. Die Pharaonen
des Alten Reiches waren praktisch ihr ganzes Herrscherleben lang
damit beschäftigt, die entsprechenden Arrangements für
ihr Nachleben zu treffen. Dass die Regierungsarbeit darunter etwas
litt, erscheint wohl klar und es kann keinen überraschen, dass
das Alte Reich schließlich an der Last seiner Toten zerbrach.
Mit
dem Verschließen der Pyramide nach des Pharaos Tod war es
schließlich nicht getan. Auch nach seinem Ableben beschäftigte
er noch eine ganz Reihe von Priestern, die sich seinem Andenken
widmeten. Irgendwann war die Grenze erreicht. In den späteren
Reichen war der Kult um die Pyramiden erheblich weniger exzessiv,
die großen Pyramiden blieben einmalig.
Interessant
ist dabei, dass es zwar als wahrscheinlich gilt, dass die alten
Pharaonen sich in den Pyramiden bestatten ließen, aber keinesfalls
sicher. Sterblich Überreste fanden wir keine und die sagenhaften
Schätze, die man so einem Pharao mit auf den Weg gab erst recht
nicht. Das ist das Problem mit den Pyramiden. Wer sich ein solches
Grabmal errichtet und denkt, dass es den Grabräubern entgeht,
na ja. In mancher Hinsicht schreit so eine Pyramide halt in die
Welt hinaus: Guckt mal, hier gibt es was zu holen. Und
dem Ruf folgte man offensichtlich. Die Pyramiden waren jedenfalls
leer.
Mittlerweile
wurden sogar die Gräber der Pyramidenbauer gefunden. Wo die
hohen Beamten bestattet wurden, wusste wir dagegen schon länger.
Am Fuße der Pyramiden liegen schließlich hunderte von
Gräbern. Hier waren Prinzen, Adlige und hohe Beamte zur Ruhe
gebettet. In späteren Zeiten wurden deren Gräber übrigens
immer prächtiger. Darin reflektiert sich auch der steigende
Einfluss der Würdenträger. Mit und in ihren Gräbern
wollten sie ausdrücken, dass sie "jemand" waren.
Wo die Menschen ruhten, die ganz buchstäblich die ganze Arbeit
mit den Marotten des Königs hatten, war dagegen lange unklar.
Endlich
gelang der Durchbruch. Die Gräber sind bemerkenswert schön,
enthielten zum Teil sogar Schriftzeichen mit Namen und Hinweisen
wie "Bekannter des Königs". Einige sind sogar den
Pyramiden nachempfunden. Je nach Bedeutung sind die Gräber
unterschiedlich aufwändig. Aufseher und Vorarbeiter liegen
also in größeren Grabbauten. Insgesamt fanden sich tausende
Inschriften. Eines wird aus den Gräbern klar, Sklaven waren
es nicht.
Viele Fragen sind im Zusammenhang mitdem Bau der Pyramiden noch
unbeantwortet. Lange fragte man sich zum Beispiel, wo die ganzen
Arbeiter, die am Bau der Pyramiden unweigerlich beteiligt waren,
eigentlich blieben.
Diese
Frage können wir mittlerweile beantworten. Im Schatten der
Pyramiden fand sich eine ganze Stadt mit allem was dazu gehört.
Die Archäologen entdeckten sogar Bäckereien. Es zeigte
sich, dass in dem Bäckerviertel in geradezu industriellem Maßstab
gearbeitet wurde. Die Grabungen enthüllen mehr als wir jemals
aus den Pyramiden lernen werden. Sie erlauben einen Blick auf das
tägliche Leben im Alten Ägypten.
weiter
zu Teil 4 >>>
<<<
zurück zu Teil 2